Hamburg. Sie gehört zu den Weltstars, die in der Saison 2021/22 im Rahmen der ProArte-Konzertreihen nach Hamburg kommen. Das Programm.

"Ich freue mich unsäglich, in meine geliebte Elphi zurückkehren zu können“, sagt Anne-Sophie Mutter in einem Videoclip für die ProArte-Konzertreihe. "Endlich, endlich, endlich für Sie musizieren zu dürfen, ist ein wunderbarer Ausblick." Nicht nur die Stargeigerin, auch Pianist Igor Levit, Dirigent Andris Nelsons und Sänger Daniel Behle haben Videobotschaften nach Hamburg geschickt, um ihre Begeisterung darüber zu teilen, dass es für sie alle ab Herbst in Elbphilharmonie und Laeiszhalle einen Neustart geben soll.

Am Freitag stellte ProArte-Geschäftsführer Burkhard Glashoff dem Abendblatt exklusiv das für die Saison 2021/2022 geplante Programm vor. Natürlich kann auch er nicht in die Zukunft blicken, weiß heute noch nicht, ob dann mit einem Schachbrettmuster-Saalplan gearbeitet wird, ob wie im vergangenen Herbst nur eine 30-prozentige oder irgendwann sogar wieder eine volle Auslastung möglich ist.

Konzerte in Hamburg mit Cecilia Bartoli und Joyce DiDonato

Wichtig sei es aber, deutlich zu machen, dass in den vergangenen konzertlosen Monaten umfangreiche Planungen stattgefunden haben, die in der kommenden Saison mit Leben erfüllt werden sollen. Eine Saison, die sich anfühlen dürfte wie keine zuvor – auch wenn vieles beim Alten geblieben ist und die gewohnten Weltstars zu einem großen Teil wieder dabei sein wollen.

Etwa Cecilia Bartoli, die Burkhard Glashoff in dieser Krise noch einmal ganz besonders ans Herz gewachsen ist. „Ihre unerschöpfliche Energie, ihre Bereitschaft, sich immer wieder neu auf wechselnde Infektionslagen einzustellen, hat mir viel Kraft gegeben“, sagt er. Wer den italienischen Ausbund an Lebensfreude kennt, glaubt sofort: Auch einer Pandemie begegnet Cecila Bartoli noch mit einem Lächeln. Am 14. Dezember soll sie nun in der Elbphilharmonie singen, als Teil der Reihe „Große Stimmen“, in der zudem Elīna Garanča (24.11.), Daniel Behle (8.2.22) und Joyce DiDonato (14.3.22) zu erleben sein werden.

Auch die Pianisten Levit, Buniatishvili und Sokolov kommen

Auch die "Meisterpianisten" kommen zurück, unter ihnen sind Igor Levit (30.10.), Khatia Buniatishvili (7.12.) und Grigory Sokolov (28.4.22).

Pianist Igor Levit spielte in der Elbphilharmonie.
Pianist Igor Levit soll wieder in der Elbphilharmonie spielen. © Unbekannt | Robbie Lawrence

Und bei den „Internationalen Orchestern“ ist ein in diesen Zeiten besonders bemerkenswertes Konzert geplant: Mit dem Boston Symphony Orchestra unter Andris Nelsons (20.5.22) könnte erstmals wieder ein US-amerikanischer Klangkörper in Europa auftreten. Das Orchester soll in Kooperation mit dem ebenfalls von Andris Nelsons dirigierten Gewandhausorchester Leipzig noch weitere Konzerte in Hamburg bestreiten.

Hier ist ein durch die Corona-Krise eingeleiteter Paradigmenwechsel zu erkennen: Die sich bisher oft innerhalb weniger Tage über mehrere Kontinente erstreckende Reisetätigkeit der Künstlerinnen und Künstler dürfte sich deutlich verringern. Die Tendenz geht zu geografisch enger gefassten Tourneen oder (speziell bei Orchestern) zu mehreren Auftritten an einem Ort. Das könnte auch für die Wiener Philharmoniker (2.10.), das London Symphony Orchestra (10.2.22) oder die Academy Of St. Martin In The Fields (25.3.22) gelten, die ebenfalls in die Elbphilharmonie kommen wollen.

Anne-Sophie Mutter, Hélène Grimaud und Yuja Wang im Programm

Zum Staraufgebot gehören neben Anne-Sophie Mutter (1.11.) und Hélène Grimaud (30.3.22) auch Yuja Wang (9.12., mit dem Rotterdams Philharmonisch Orkest) und Daniel Hope (9.2.22, mit dem Zürcher Kammerorchester). Ein besonderes Anliegen ist Glashoff die in Kooperation mit Steinway aufgelegte „Talente entdecken“-Reihe mit Pianistennachwuchs, die in der Corona-Saison ausfiel. Gleiches gilt für die Grenzgänger/Crossover-Reihe „ProArte X“.

Furios: Yuja Wang live. Am 13. März ist sie in der Laeiszhalle zu erleben
Yuja Wang ist bekannt für ihre furiose Klaviershow. © Unbekannt | Ian Douglas

Das Saisonprogramm ist ab sofort auf der ProArte-Website zu finden, hier gibt es auch Links zu den Videobotschaften der Künstlerinnen und Künstler, aber keine konkreten Programme für die jeweiligen Abende, denn noch ist nicht klar, welche Mindestabstände und damit Orchestergrößen dann möglich sind.

ProArte-Abonnenten haben einen Vorteil

Wer bereits im Besitz eines ProArte-Abos ist, muss zunächst einmal gar nichts tun, der jeweilige Platz ist garantiert. Die Frist für eventuelle Kündigungen wurde bis zum 30. Juni verlängert, weil bis dahin wohl die konkreten Konzertprogramme feststehen, doch eine Kündigungswelle ist nicht zu erwarten. Glashoff rechnet damit, dass bis zu 90 Prozent der Kunden ihre Abos behalten, E-Mails und geführte Telefonate deuteten darauf hin.

Wer noch kein Abonnement hat, kann seinen Abowunsch ab sofort per E-Mail hinterlegen und wird je nach Verfügbarkeit bedient. Wann der Verkauf für Einzelkarten startet, ist noch ungewiss. Dürften die Säle nur zu 50 Prozent belegt werden, wären die verfügbaren Plätze bereits weitgehend durch Abonnenten belegt.

Schon Elbphilharmonie-Konzerte für Sommer geplant

Zwar beginnt die ProArte-Saison 2021/2022 erst im September, doch in Glashoffs Schublade liegen auch Pläne für mögliche Elbphilharmonie-Konzerte bereits im Mai, Juni und Juli, etwa mit Igor Levit, der dann weitere Beethoven-Sonaten spielen könnte, oder mit Schlagwerker Martin Grubinger. Auch die Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann steht in den Startlöchern. Termine sollen bekannt gegeben werden, sobald sich eine Perspektive abzeichnet.

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Mit ein wenig Neid blicke er in die USA, nach Großbritannien und Israel, wo es aufgrund wesentlich fortgeschrittener Impfkampagnen schon konkrete Öffnungspläne für die Kultur gebe, sagt Glashoff. In Deutschland hingegen ergehe man sich in "parteipolitischem Hickhack und vorgezogenen Wahlkämpfen".

Doch bei aller Frustration in den vergangenen 13 Monaten, ist er doch sicher: "Wir werden da gemeinsam herauskommen und, wenn es endlich wieder losgeht, die Live-Kultur ganz besonders feiern." Eine Einschätzung, der sich Anne-Sophie Mutter anschließt, wenn sie in ihrer Videobotschaft davon träumt, bald wieder in der Elbphilharmonie, dem wohl "schönsten Saal der Neuzeit", zu spielen, "wo Zeit und Raum miteinander verschmelzen und wir all diese wunderbaren Werke live erleben können".