Hamburg. Die in Hamburg lebende Choreografin Jasmine Fan ist eine der wenigen Tanzschaffenden, die sich auch im Medium Film zu Hause fühlen.
Während sich die beiden Tänzerinnen Isabella Boldt und Ying-Yun Chen auf der Probebühne des Lichthof Theaters noch aufwärmen, ist ein dritter „Partner“ schon bereit: ein raumbreiter, halb transparenter Vorhang. Er wird zur variierenden Begrenzung, zum Spiegel, der die Tänzerinnen trennt, während sie den Körper, insbesondere die Hände, bewegen. Sie führen Handgesten aus, mal spirituell, mal kämpferisch.
Nach diesen Handgesten hat die Choreografin und Filmemacherin Jasmine Fan ihr Stück benannt: „Mudra“. Der Begriff stammt aus dem Sanskrit und meint ursprünglich „Siegel“. Premiere hätte eigentlich im November sein sollen, nun wird die Uraufführung am 25. Februar im #Lichthof-Lab stattfinden, dem Digitalformat des Theaters. Und in diesem Fall ergibt das sogar Sinn.
Choreografin entdeckte Lust auf Film während Studium
Die in Hamburg lebende taiwanesische Choreografin Jasmine Fan hat in Taiwan zunächst Tanz studiert. In dieser Zeit traf sie die Hamburger Filmregisseurin Monika Treut, die dort eine Dokumentation über junge Tänzerinnen drehte und Fan dafür porträtierte. Fan bekam Lust auf das Medium und sattelte an der Hamburger HfbK kurzerhand noch einen Master in Film drauf. Sie ist eine der wenigen Tanzschaffenden, die sich auch im Medium Film wirklich zu Hause fühlen.
Fan hat ihr Konzept, in dem es um die universelle Kraft der symbolträchtigen Handgesten geht, für die digitale Premiere nun um eine weitere Dimension erweitert. „Ich möchte, dass die Tänzerinnen nicht nur in eine Richtung agieren ohne Feedback. Deshalb werden wir die per Zoom anwesenden Zuschauer auf eine Wand projizieren“, erzählt Jasmine Fan besonnen und zugleich bestimmt. „Das Stück handelt ja von einer Kommunikationsmethode, einem Dialog ursprünglich zwischen Menschen und Göttern. Diesen wollen wir erweitern.“ Während der Aufführung werden drei Kameras zum Einsatz kommen. Die Produktion wird live geschnitten.
Politische Gesten von Hongkong-Protesten abgeschaut
Wenn Boldt und Chen auf der Bühne ihre Hände zum Tanzen bringen, verbirgt sich dahinter auch manch politische Geste, die Jasmine Fan bei den Hongkong-Protesten abgeschaut hat. „Dort gab es ein eigenes Kommunikationssystem der Handgesten.“
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Kommunikation ist ein großes Thema auch innerhalb des deutsch-taiwanesisch besetzten Produktionsteams, zu dem sich außerdem noch ein Musiker aus Russland gesellt. „Beim Tanz interessiert mich die Emotion. Wie kann man sie erkennen und so vergrößern, dass sie zu einer körperlichen Bewegung wird“, erklärt Fan ihr tänzerisches Material.
Choreografin organisiert Tanzfilmfestival im Metropolis-Kino
Es läuft gut für die junge Choreografin. Für ihre nächste Produktion hat sie eine Förderung erhalten und wird auch mit Schauspielern arbeiten. Und für den Herbst organisiert sie ein internationales Tanzfilmfestival im Metropolis-Kino. „Ich glaube, Film und Video werden für jeden Künstler eine weitere Sprache werden, wie Englisch“, sagt sie. Den typisch nordischen Titel des Festivals sollte man sich schon mal merken: „Tanzahoi“.
Premiere „Mudra“ 25.2., 20.15, weitere Vorstellungen 26.2., 27.2., jew. 20.15, 28.2., 13.00, Tickets unter www.lichthof-theater.de