Hamburg. Das Hamburger Clubkombinat steht vor großen Herausforderungen. Am Wochenende lädt es zum “Open Club Day“.
„Ich hoffe, alle Musikclubs schaffen es aus dieser Krise heraus. Das liegt mir momentan natürlich besonders am Herzen“, sagt Kai Schulz, Mitbetreiber der kleinen Altonaer Spielstätte Hebebühne. Gemeinsam mit Fenja Möller, Bookerin und PR-Profi für das Molotow auf St. Pauli, hat er vor Kurzem den Vorstandsvorsitz des Hamburger Clubkombinats übernommen. Seit dem Jahr 2004 vertritt der Lobby-Verband die Musikbühnen und Veranstalter der Stadt. Und in ihrer neuen Aufgabe gehen Fenja Möller und Kai Schulz derzeit jede Menge Herausforderungen an.
Themen wie Lärmschutz und Flächenbeschaffung stehen nach wie vor auf der Agenda, aber die Corona-Krise verlangt dem Engagement der Ehrenamtlichen derzeit am meisten ab. Der Clubrettungsschirm der Stadt ist zwar bis zum 30. Juni verlängert worden. Aber zum einen erfüllen nicht alle Musikorte die Kriterien der Förderung, etwa wenn noch Rücklagen vorhanden sind. Und zum anderen verschwinden mit dieser finanziellen Hilfe nicht alle Probleme automatisch.
Wird Corona das Besucherverhalten verändern?
„In die Veranstaltungswirtschaft sind so viele Existenzen involviert, die gesehen und gehört werden müssen“, erklärt Kai Schulz und verweist damit auf das große Beschäftigungsfeld von der Technik über die Organisation bis hin zur Performance auf der Bühne. Mit dem Clubkombinat möchte er die Debatte noch stärker anschieben, welchen Stellenwert Kultur in Gesellschaft und Politik generell hat.
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Seine Kollegin Fenja Möller blickt mit Freude und zugleich Skepsis auf die Zeit, wenn Livemusik-Veranstaltungen und DJ-Nächte wieder möglich sein werden. „Ich glaube, dass Corona das Besucherverhalten verändern wird. Wir müssen Clubkultur dann erst wieder neu erlernen.“ Ein Problem sieht sie im Konzertkalender 2022, der sich aufgrund der zahlreichen Verschiebungen bereits jetzt überproportional füllt. Denn Tickets haben nun einmal ihren Preis. „Unsere potenziellen Gäste sind ja in der Corona-Zeit nicht alle plötzlich Millionäre geworden“, sagt Fenja Möller.
Clubkultur sei auch auf ideelle Unterstützung der Stadt angewiesen
Die Clubkultur sei nicht nur auf monetäre, sondern auch ideelle Unterstützung der Stadt angewiesen. Die Politik müsse explizit dazu ermutigen, Musikclubs und Konzerte zu besuchen, sobald dies wieder möglich sei. Einig ist sie sich gemeinsam mit Kai Schulz allerdings, dass die hiesige Musikszene einen äußerst verlässlichen Partner an ihrer Seite habe: die Kulturbehörde und allen voran Kultursenator Carsten Brosda.
Kulturfernere Politiker wiederum möchten sie mit ökonomischen Argumenten noch stärker für ihre Sache gewinnen. „Im Zusammenspiel mit Gastronomie, Hotellerie und Tourismus ist die Livekultur ein enorm bedeutender Faktor“, erläutert Kai Schulz und verweist darüber hinaus auf den emotionalen und sozialen Halt, den Konzerterlebnisse vermitteln.
Wichtiger gesellschaftlicher Beitrag
Einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag kann die Clubkultur auch im Bereich Diversität und Inklusion leisten, meint Fenja Möller. Über Workshops ließe sich zum Beispiel mehr Sensibilität und Know-how in puncto Sicherheit schaffen.
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200.000 Euro
- Unter dem Motto „S.O.S. – Save Our Sounds“ sammelt die 2010 vom Clubkombinat gegründete Stiftung zur Stärkung privater Musikbühnen (Clubstiftung) Spenden für die von der CoronaKrise bedrohten Hamburger Musikspielstätten. Nach mehreren Crowdfunding-Aktionen und über das reguläre Spendenkonto sind bislang über 200.000 Euro zusammengekommen.
- Gespendet werden kann sowohl übergreifend an alle Musikspielstätten (wird nach einem Schlüssel aufgeteilt) oder gezielt zweckgebunden für bestimmte Clubs. Mehr Informationen zur Verwendung, Links und Kontodaten sind auf der Homepage der Clubstiftung zu finden: www.stiftung-private-musikbuehnen-hamburg.de.
Um weiter auf die Lage der Spielstätten aufmerksam zu machen, lädt das Clubkombinat am 6. Februar zum „Open Club Day“. Bei der dritten Ausgabe im vergangenen Jahr waren mehr als hundert Interessierte ganz real und dicht gedrängt bei einer geführten Tour nachmittags durch die Clubs auf St. Pauli gezogen, um Wissenswertes über diese popkulturellen Orte zu erfahren. Über Geschichte, Abläufe und Teamwork.
Die vierte Ausgabe dieser europaweiten Veranstaltung findet in diesem Jahr pandemiebedingt digital statt. Mit einem 3-D-Rundgang lässt sich ab 13 Uhr hinter die Kulissen des Fundbureaus an der Sternbrücke schauen. In zwei Diskussionsrunden geht es dann um die Zukunft der Hamburger Musikclubs nach Corona sowie um die Frage „Karstadt raus, Kultur rein? Post-Corona: Können Musikclubs die Verödung der Innenstädte stoppen?”. Im Anschluss sendet die Initiative „United We Stream“ ein „Open Club Day Special“. Um zu demonstrieren, dass die Szene auch in schwierigen Zeiten zusammenhält.