Hamburg. In der Piano-Pop-Ballade „Control“ verarbeitet Zoe Wees ihre Epilepsie-Erkrankung. Die Sängerin hat das Zeug zur großen Karriere.

Mit ruhiger Kraft singt Zoe Wees ihren Song „Control“. Ihr starker samtiger Gesang scheint dabei tief aus dem Innern emporzusteigen. So klingt jemand, der schon früh Dunkles erlebt hat. Und der jetzt anderen Trost und Energie schenken möchte. Mit bahnbrechendem Erfolg . Das Video zu „Control“, Ende März diesen Jahres erschienen, steuert derzeit auf Youtube auf die 22-Millionen-Marke zu.

Die 18-jährige Hamburgerin verarbeitet in der Pianopop-Ballade ihre Erkrankung an der Rolando Epilepsie, unter der sie als Kind litt. Entstanden ist die Nummer in den Ottenser Boogie Park Studios, wo bereits Hits von Udo Lindenberg, Helene Fischer und Adel Tawil produziert wurden. Und wo Zoe Wees derzeit an ihrem Durchbruch als internationaler Popstar arbeitet. Lange dauern dürfte das nicht mehr.

Kunst als Kanal, als Katalysator

„Wir haben in den vergangenen Monaten viele Songs geschrieben“, sagt Zoe Wees. Und wie sie da auf der Studioterrasse in der Novembersonne sitzt, könnte die junge Sängerin auch gerade in Brooklyn statt in Altona ein Interview geben. Lässig und urban ist ihr Stil. Aufmerksam, offen und in sich ruhend erzählt sie. Etwa von den Inhalten, über die sie auf ihrer ersten EP Anfang 2021 singen wird.

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„Ich habe viel durchgemacht und lange darüber nachgedacht“, sagt Zoe Wees. Wie andere Künstlerinnen ihrer Generation, etwa Billie Eilish, will sie keinen Zuckerguss über das Leben ziehen, sondern auch die Schattenseiten verhandeln. Zum Beispiel das Thema Depression. „Diese Krankheit ist absolut unterschätzt und tritt gerade jetzt in der Corona-Zeit bei vielen zu Tage.“ Sie selbst therapiere sich bei depressiven Schüben vor allem mit Schreiben. Beim Singen wiederum kann sie dann all ihre vielschichtigen Emotionen zeigen. Kunst als Kanal, als Katalysator.

Ihre Texte sind traurig, der Sound eher hoffnungsvoll

Mit denen, die ihre Musik hören, fühlt sie sich Zoe Wees eng verbunden. „Wir geben uns gegenseitig Kraft.“ Viele Epilepsie-Kranke hätten ihr geschrieben, dass „Control“ ihnen helfe, die eigenen Angstzustände überhaupt ausdrücken zu können. Ihre Texte sind traurig und nachdenklich, der Sound eher hoffnungsvoll und ermächtigend. Wie sie ihren Weg geht, welche familiären Leerstellen existieren, wer sie stetig begleitet und wofür sie dankbar ist, all diese Erfahrungen fließen in ihre Pop-Poesie ein.

Zoe Wees wuchs bei ihrer Mutter in Dulsberg auf. Mit 14 Jahren entdeckte sie die Musik vollends für sich und wird seitdem von Nils Bodenstedt gefördert – damals ihr Musiklehrer, heute ihr Manager. Erste Aufmerksamkeit erhielt sie als Teilnehmerin der TV-Show „The Voice Kids“. Vor allem aber baute sich die Sängerin auf den Social-Media-Plattformen Instagram und TikTok eine Fangemeinde auf. Sie begann mit facettenreichen Interpretationen von Leonard Cohen bis zu Lewis Capaldi, um sich nun zunehmend auf eigene Kompositionen zu konzentrieren.

Zoe Wees setzt stark auf Teamwork

Zoe Wees setzt stark auf Teamwork und lässt sich von verschiedenen Songschreibern unterstützen. Ihre bisherige Karriere ist vor allem eine, die organisch wächst. Nils Bodenstedt nahm den Teenager mit zu seinen guten Freunden Patrick Pyke Salmy und Ricardo Muñoz, die als Produzenten in den Boogie Park Studios arbeiten. „Für mich ist das hier seit Jahren mein Zuhause“, sagt Zoe Wees und lächelt entspannt.

Ihr voller Einsatz, der vom kreativen Prozess bis zum Marketing reicht, zahlt sich nun aus. Als Künstlerin ist sie gemeinsam mit ihrem Team vor wenigen Wochen bei der traditionsreichen Plattenfirma Capitol Records unter Vertrag genommen worden, die von den Beastie Boys bis zu Kate Perry ein eindrucksvolles Starportfolio vorweisen. Ein absoluter Coup. Solch einen internationalen Deal erhalten nur wenige hiesige Musiker. Für Labelkollege Sam Smith eröffnete Zoe Wees jüngst ein Streaming-Konzert in London.

Und auch sonst denkt sie weit über die Grenzen Hamburgs hinaus: „Jetzt, wo Joe Biden Präsident ist, steht uns in den USA ja nichts mehr im Wege‟, sagt sie und lacht. Hierzulande ist sie aktuell zweifach für den renommierten Pop-Preis 1Live-Krone nominiert, der an diesem Sonnabend verliehen wird – in den Kategorien „Bester Newcomer-Act‟ und „Beste Single“. Eine Persönlichkeit, von der noch viel Bewegendes zu hören sein wird.