Hamburg. Die Bestsellerautorin hat einen neuen Roman geschrieben. Er wird wieder ein Hit werden. Warum eigentlich?
Es braucht Geschichten wie die der erstaunlichen Schriftstellerin Carmen Korn, um den angeblich so sagenumwobenen Literaturbetrieb wirklich interessant zu machen. Denn nichts ist interessanter als Erfolg, stimmt’s?
Carmen Korn, von Hause aus Journalistin („Stern“, „Brigitte“) hatte schon lange Bücher veröffentlicht, leidlich erfolgreiche Krimis, ehe sie ab 2016 zur vermutlich meistgelesenen Autorin des Landes wurde. Schnell aufeinanderfolgend erschienen die drei Teile ihrer „Jahrhundert-Trilogie“, die sich millionenfach verkauften.
Carmen Korn in Hamburg: Gediegene Bürgerlichkeit im Publikum
Solch ein Erfolg ist nie bis ins letzte hinein erklärbar. Aber man kann ja Mutmaßungen anstellen. Und das tat Carmen Korn („Ich fremdele immer noch mit dem Begriff ‘Bestsellerautorin’“) beim Heimspiel in der Laeiszhalle, wo sie am Mittwochabend las. Es sei wohl so, dass sie Figuren mit hohem Identifikationswert geschaffen habe und dass das Lesepublikum nun bereit sei für die Zeit, in der ihre Stoffe spielen. „Es war ein glücklicher Moment für die Veröffentlichung“, sagte Carmen Korn.
Da nickten einige im Saal zustimmend. Viele waren so alt wie Korn, die 1952 geboren ist, oder zumindest annähernd. Die allermeisten waren weiblich; und alle strahlten gediegene Bürgerlichkeit aus. So wie Korn selbst und die Heldinnen ihrer Romane, die, unter anderem, Huldigungen der Mittelschicht unter besonderer Beachtung emanzipatorischer Kräfte sind.
Neues Buch von Carmen Korn spielt in Hamburg, Köln und San Remo
Bei der Lesung, die im Programm des Harbour Front Literaturfestivals stattfand, kam Korn immer wieder auf ihren Superseller-Dreierschlag zu sprechen. Aber im Mittelpunkt dieser so konsequent die literarische Bravheit feiernden Veranstaltung stand ihr neues Buch. Bei Carmen Korn geht es nun raus aus Uhlenhorst. „Und die Welt war jung“ (Rowohlt, 22 Euro) spielt außer in Hamburg auch noch in Köln und San Remo.
Verkaufsfördernd hat der Verlag den Roman schon vor Erscheinen unter der Bezeichnung „Die Drei-Städte-Saga“ gestellt. Es wird, das stand früh fest, (mindestens) noch einen zweiten Band geben. Diesmal nimmt Korn die Nachkriegszeit noch genauer in den Blick als in der reinen Hamburg-Trilogie. Am TV-Mehrteiler „Ku’damm 53/Ku’damm 56“ war zuletzt die Blockbuster-Fähigkeit farbenfroher Wirtschaftswunderjahre-Nostalgie zu betrachten. Auch die neuen Korn-Bücher dürften also ein gewaltiger Erfolg werden.
Korn – hervorragende Lesestimme, Kamin-Kuschelpuschen-Prosa
Dass die Erzählerin die Geschichte um drei miteinander verbundene Familien, deren Schicksale zwischen finanziellen Sorgen, nicht abgeschlossenen Kriegsdramen und neuen Aufbrüchen oszillieren, als Hörbuch selbst eingelesen hat, ist logisch. Ihre Lesestimme ist hervorragend und dem Ton ihrer Kamin-Kuschelpuschen-Prosa absolut angemessen.
Dem dankbaren Laeiszhallen-Prublikum brachte sie den Romananfang zu Gehör, der am Neujahrstag 1950 einsetzt. Moderator Joachim Scholl („Wie haben Sie Ihre Figuren gefunden?“) kam auf Korns starken Frauengestalten zu sprechen, und die so sympathisch unprätentiöse Schriftstellerin musste da auf das altbackene Frauenbild („Zum Davonlaufen!“) sprechen kommen und auf ihren Vater, den Liedtexter Heinz Korn. Dank dessen Verbindungen zum Showbusiness wuchs Korn in einer freigeistigen Atmosphäre auf. Ihr selbst sei als Mädchen alles ermöglicht worden, „aber bei meiner Mutter sah er lieber Rock als Jeans, mein Vater war eben trotzdem in manchen Dingen konservativ“.