Hamburg. Live und laut! Die schwedische Rockband Thundermother spielte bei zwei Barkassen-Konzerttörns in Hamburg.

Echte Stromgitarren! Live und laut! Die Besucher eines Gärtchens in Haby bei Eckernförde dürften am Donnerstag ihren Augen und Ohren kaum getraut haben, als die Hardrock-Band Thundermother dort aufdrehte: In drei Meter Höhe standen die vier Musikerinnen auf dem Dach eines ausrangierten und umgespritzten Feuerwehrfahrzeugs und stellten die Songs ihres neuen Albums „Heat Wave“ vor, während sich 100 Zuschauer auf den markierten abgetrennten Quadratmetern austobten. Es war nur eine private Ersatzparty für das ausgefallene „Rock am Strand“-Konzert, aber die vier Schwedinnen waren trotzdem gekommen.

Not muss in diesen Zeiten erfinderisch machen, und so zuckelt Thundermother derzeit in und auf dem Feuerwehr-Truck durch die Republik, um eine ungewöhnliche Tournee durchzuziehen. „Driving in Style“, wie es ein neues Lied von „Heat Wave“ verspricht. „Mit dieser Tour wollen wir allen Menschen, unseren Fans und auch uns selbst Mut machen, niemals aufzugeben und für seine Träume zu kämpfen!“, sagte Sängerin Guernica Mancini vor Tourstart.

Statt über die großen Bühnen wie in den Vorjahren in Wacken zu donnern und in knackvollen Hamburger Clubs wie Knust, Logo oder Hafenklang zu schwitzen, geht jetzt die Reise überall dorthin, wo sprichwörtlich noch Platz ist. Holtebüttel, Erfurt, Wirges, Hohenlimburg, Münster, Heide. Hin und her. Sogar die Hallig Langeneß wird angesteuert.

Rock ’n’ Roll braucht Freiräume, wo keine sind, schafft man sie sich

Und in Hamburg heißt es für Thundermother „He lücht“ bei zwei Barkassen-Konzerttörns. Die erste einstündige Elbtour warf am vergangenen Freitag die Leinen los. Die Stromgitarren und das Schlagzeug mussten an Land bleiben, stattdessen entern Guernica Mancini, Filippa Nässil, Majsan Lindberg und Emlee Johansson die Barkasse „Tanja“ mit Akustikgitarren und Kistentrommel.

Schließlich brauchten auch 25 weitere Gäste eines Rock-Antenne-Gewinnspiels noch Platz und Abstand an Bord. Für die gab es pünktlich am Erscheinungstag die neuen Lieder von „Heat Wave“ vom Band und in einem kurzen Akustik-Set: Zügiger nordischer Rock ’n’ Roll mit klassischen Vorbildern (AC/DC, Motörhead) und modernen Verwandten (Airbourne), aber mittlerweile ausgefeilter eigener Note. Besonders „Free Ourselves“ passt mit seinem trotzigen Text gut in eine Zeit mit Einschränkungen: Rock ’n’ Roll braucht Freiräume, wo keine sind, schafft man sie sich. Und sei es auf Langeneß. Gitarristin Filippa Nässil ließ es sich auf der „Tanja“ nicht nehmen, über das Boot zu turnen, auch wenn es deutlich kleiner ist als die „Mein Schiff 2“, die von der Barkasse passiert wurde: Auf dem Kreuzfahrtschiff spielte Thundermother vor zwei Jahren auf der „Full Metal Cruise VI“.

Nach 20 Minuten und dem Song „Whatever“ war Fofftein auf der „Tanja“. Schließlich ging es direkt weiter zum Auftritt am Abend in Holtebüttel. Hier wäre die Band Headliner beim „Holtebüttel rockt“-Festival gewesen, das auch abgesagt wurde. Aber Thundermother ist trotzdem hingefahren. Die Schwedinnen halten, was sie versprechen.