Hamburg. Beeindruckende Arbeiten des Fotografen Elliott Landy, der während des legendären Festivals 1969 exklusiven Zugang zur Bühne hatte.

Ein Stück Hippie-Nostalgie und (nicht nur) musikalische Zeitgeschichte in der HafenCity: Am Überseeboulevard ist seit Sonnabend die Ausstellung „Woodstock Vision“ zu sehen, die an das legendäre Festival aus dem Jahr 1969 erinnert. Gezeigt werden Aufnahmen des US-Fotografen Elliott Landy, der als Einziger auf der Bühne mit der Kamera arbeiten durfte.

Fast 500.000 Menschen strömten damals für drei Tage in das kleine Künstlerdorf, das dem Festival seinen Namen gab. „Peace & Music“ (Frieden und Musik) lautete das Motto. Woodstock sollte Vorbild für viele ähnliche Veranstaltungen werden, die später wie magische Pilze in vielen Ländern aus dem Boden schossen.

Die Ausstellung wurde zum 50. Jahrestag des Festivals auf die Beine gestellt und zeigt insgesamt 150 Fotos, die ausschließlich von Landy stammen. Da sieht man zum Beispiel eine ausgelassen auf der Bühne tanzende Janis Joplin, die sich auf einem anderen Foto erst einmal ordentlich einen ein-schenkt. Joe Cocker ist zu sehen, auch Jerry Garcia von der Band Grateful Dead.

Nicht nur die Musik war in Woodstock wichtig, auch die Liebe hatte ihren Platz an diesen drei Tagen.
Nicht nur die Musik war in Woodstock wichtig, auch die Liebe hatte ihren Platz an diesen drei Tagen. © ©Elliott Landy, Landyvision, Inc.

Ausstellung blickt über den Tellerrand des Festivals hinaus

Einige der Fotos sind überlebensgroß und wie Kirchenfenster gestaltet. Aber auch die kleineren Schwarzweißbilder bergen originelle Details: Joan Baez steht schwanger auf der Bühne, ein Zuschauer klettert hinauf und umarmt Bob „The Bear“ Hite von Canned Heat, und es ist nicht zu übersehen, wie dieser Bär von einem Mann zu seinem Spitznamen kam.

Was die Ausstellung in den eher schmucklosen Räumen eines ehemaligen Möbelgeschäfts besonders ansprechend macht, ist, dass sie über den Tellerrand des Festivals hinausblickt. Die ersten Exponate, auf die man stößt, sind ein US-Jeep und ein großes Foto eines martialisch aussehenden amerikanischen Militärpolizisten in Uniform, mit Schutzbrille, Gasmaske und Schlagstock. „Wir wollten zeigen, dass Vietnam ein Auslöser für Woodstock war“, sagt Michael Steffen, der die Ausstellung mit seinem Bruder Markus kuratiert hat. Michael war übrigens vor langer Zeit der Manager der Hamburger Band Frumpy, in der Inga Rumpf sang.

Zwischen einigen Fotos hängen Zitate der Musiker. Grace Slick, Sängerin der Band Jefferson Airplane, kommt mit „Eine Pille macht dich größer, eine andere macht dich klein“ zu Wort. Das ist der Anfang ihres berühmten Songs „White Rabbit“, der nicht nur viel mit Drogen, sondern auch mit „Alice im Wunderland“ zu tun hat.

Hendrix ist auf vielen Fotos zu sehen

Jimi Hendrix wird zitiert mit: „Verrücktsein ist der Himmel“. Apropos Hendrix: Der ist auf vielen Fotos zu sehen, von denen nicht alle aus Woodstock stammen. Eine Aufnahme aus dem Konzertschuppen Fillmore East zeigt, wie er seine lila Gitarre mit den Zähnen spielt.„Wir wollten auch die Musik der Zeit würdigen“, sagt Michael Steffen. Deshalb sieht und hört man auch Musiker die nicht in Woodstock waren. Jim Morrison zum Beispiel oder Bob Dylan, einer der einflussreichsten Musiker dieser Jahre.

Jimi Hendrix spielte seine  Version des US-Nationalhymne.
Jimi Hendrix spielte seine Version des US-Nationalhymne. © ©Elliott Landy, Landyvision, Inc.

Und wie ist Elliott Landy so? „Ein herzensguter Typ und ein echtes Kind seiner Zeit, lieb und offen. Seine Gelassenheit trägt fast schon buddhistische Züge“, sagt Markus Steffen über den 1942 geborenen US-Amerikaner, der als einer der ersten Musikfotografen gilt. Nach dem Woodstock-Festival ist Landy nach Europa gereist und hat Kinder für Erziehungszeitschriften fotografiert. Bis heute lebt er mit seiner Frau in Woodstock.

Beide Veranstalter hoffen, dass nicht nur Woodstock-Nostalgiker, sondern auch jüngere Protestierende von „Fridays For Future“ bis „Black Lives Matter“ in die Ausstellung kommen, um Parallelen zu den 60er-Jahren zu erkennen. Und wo war Markus Steffen, als das berühmte Festival über die Bühne ging? „In der zweiten Klasse“, erinnert er sich.

„Elliott Landy’s Woodstock Vision“ bis 31.10., Überseeboulevard 5, So–Do 14.00-20.00, Fr/Sa 14.00–21.00, Eintritt 14,-