Hamburg. Bekannte Künstler via Stream in Steinwerder. Warum das Autokino trotzdem keine Zukunft hat und vom Kreuzfahrttourismus abhängig ist.
Erst wurde für sie geklatscht, dann gab es die Unterstützung einzelner Unternehmen, jetzt will ein fiktives Festival die 2500 Hamburger Pflegekräfte in Ausbildung während der Corona-Krise unterstützen: Bei der Benefiz-Streaming-Gala "Einer kommt, alle machen mit" treten Künstler und Prominente in der leeren Elbphilharmonie auf und werden via Stream (auch bei abendblatt.de) auf die heimischen Bildschirme gebracht.
"Einer kommt, alle machen mit"-Stream im Autokino
Eine Möglichkeit gibt es jedoch, die Gala nicht alleine auf dem Sofa zu gucken: Im Autokino Cruise Inn in Steinwerder wird die Solidaritätsshow vor malerischer Hafenkulisse gezeigt – sogar vor dem offiziellen Beginn des Streams, der um 20.22 Uhr startet.
"Wir wollen die Show dort hinbringen, wo sie hingehört: auf die Bühne vor Publikum", sagt Börn Hansen, Geschäftsführer der Morgenwelt GmbH, die als Betreiber und Veranstalter des Cruise Inn in Steinwerder fungiert. Er kenne Lars Meier vom MenscHHamburg e.V., dem Verein, der die Benefiz-Gala ins Leben gerufen hat, schon lange. So entstand die Idee, weitere Spenden für Pflegekräfte durch den Ticketverkauf des Autokinos zu sammeln: Die Hälfte der 15 Euro Eintritt geht direkt an den Verein.
Tickets für 600 Autokino-Plätze in Steinwerder
Tickets für Donnerstagabend gebe es noch, so Hansen. Sie können online beim Autokino Cruise Inn erworben werden. Insgesamt finden rund 600 Autos auf der Fläche vor der Leinwand Platz und Hamburger können so unabhängig von Wind (bis Windstärke acht) und Wetter an Kinovorstellungen und Konzerten teilnehmen.
Besonders Konzerte seien weit im Vorraus ausverkauft, sagt Betreiber Hansen. Der Besuch von Kinovorstellungen werde kurzfristiger geplant. Bei der Entscheidung spiele auch das Wetter eine große Rolle. Bei Sonnenschein kommen – wie etwa am Pfingstwochenende – weniger Autokino-Fans, als bei schlechtem Wetter.
"Das Autokino war unsere einzige Option"
Mit der Veranstaltungsfläche habe Hansen, der normalerweise für die Organisation und Veranstaltung nachhaltiger Events bekannt ist, "das Beste aus der Situation gemacht". Innerhalb kürzester Zeit seien ihm und seinem Team wegen Corona zuvor 95 Prozent der Aufträge weggebrochen.
"Das Autokino war unsere einzige Option. Ich möchte jedoch in keinem Fall den Eindruck erwecken, dass ein Autokino nachhaltig ist", so der Betreiber.
Autokino wird es nur eine begrenzte Zeit geben
Auch die anderen Mitwirkenden, die den Betrieb des Cruise Inn etwa durch Ticketverkauf und Catering ermöglichen, sind sich laut Hansen einig: "Keiner von uns wird im kommenden Jahr weiter über ein Autokino nachdenken."
Grund dafür seien der enorme Aufwand, die teure Infrastruktur und der vergleichbar geringe Ticketerlös. "Die Organisation hat die Dimension eines Festivals", so Hansen. Die vielen Besucher für ebendieses fehlen aufgrund der Kontaktbeschränkungen jedoch.
Kreuzfahrttourismus gefährdet Autokino-Veranstaltungen
Offiziell dürfen die Betreiber die Fläche in Steinwerder noch bis 15. September nutzen. Anschließend müsse sie wegen Hochwasser-Gefahr geräumt werden. Auch eine Wiederaufnahme des Kreuzfahrttourismus könnte dem Autokino einen Strich durch die Rechnung machen: Der Bereich dient normalerweise als Parkplatz für Touristen.
Davon ist zurzeit aber noch keine Rede. In den kommenden Wochen werden noch diverse Kinofilme gezeigt und Stars wie Sido, und Lotto King Karl oder die Menstrip-Gruppe Sixx Paxx erwartet.
Johannes Oerding, Kirsten Boie und Bosse treten auf
Bei der Veranstaltung "Einer kommt, alle machen mit" am Donnerstag treten Künstlerinnen und Künstler aus Musik, Literatur und Unterhaltung auf. Mit dabei sind Johannes Oerding, Stefan Gwildis, Kirsten Boie, Simone Buchholz, Bosse, Salut Salon, Bernd Begemann, Peter Lohmeyer, Tonbandgerät, Enno Bunger, Rolf Zuckowski und viele weitere. Sie kommen zwei Tage lang nacheinander in die Elbphilharmonie, um unter Corona-Auflagen ihre Songs und Beiträge aufzeichnen zu lassen.
Für 25 Euro können sich Interessenten ein Ticket für den Gala-Stream kaufen, in Zusammenarbeit mit RockCity Hamburg e.V. und der Clubstiftung wird die Online-Karte in Veranstaltungsgutscheine für Pflegende umgewandelt.
Infos und Tickets zur Benefiz-Streaming-Gala „Einer kommt, alle machen mit“
- Karten für 25 Euro (gilt als Spende), um den Stream der Gala-Show bereits am 16. Juni zu sehen, sind auf www.einerkommt.de erhältlich.
- Der Stream läuft am 18.6., 20.22 Uhr u. a. auf abendblatt.de
- Im Autokino Steinwerder läuft die Solidaritätsshow am 18.6. um 19 Uhr, Tickets 15 Euro
- Käufer eines Tickets können den Stream bereits am 16. Juni verfolgen, am 18. Juni (20.22 Uhr) ist die Show zudem kostenlos auch auf www.abendblatt.de zu sehen. Auf startnext.com/einerkommt werden ebenfalls Spenden gegen besondere Gegenleistungen von den Gala-Gästen gesammelt.
Die Veranstaltung „Einer kommt, alle machen mit“ ist eine Anschluss-Initiative an das fiktive Festival „Keiner kommt, alle machen mit“ von MenscHHamburg e.V., das im Frühjahr 444.444 Euro für die Unterstützung der Hamburger Musik- und Kulturszene gesammelt hatte.