Hamburg. In dem Film spielt Kida Khodr Ramadan („4 Blocks“) einen blinden Auftragskiller. Zu sehen auf dem Heiligengeistfeld und im Cinemaxx.

Kommt ein Schauspieler zu einem Regisseur und sagt: „Ey Digger, du musst endlich mal wieder einen Film machen.“ Klingt wie der Anfang eines Witzes, aber genauso ging es los mit „Man From Beirut“. Der Schauspieler war Kida Khodr Ramadan, bekannt als Clanchef Toni Hamady aus der Serie
„4 Blocks“, der Regisseur Christoph Gampl. Die beiden stellten ihr gemeinsames Werk am Donnerstag beim Auto­kino auf dem Heiligengeistfeld vor. Am Sonntag ist es dort noch einmal zu sehen, außerdem läuft der Film täglich im Cinemaxx Dammtor.

Die Geschichte: Momo (Ramadan) ist blind. Sein Handycap hindert ihn aber nicht daran, seinem Job nachzugehen: Er ist ein Auftragskiller und erschießt einen Mann und eine Frau in einer Wohnung, wie seine Auftraggeber es wollten. Nur ein kleines Mädchen (Dunya Ramadan) lässt er leben – das war so nicht abgemacht. Bald schon heftet sich eine Killerin (Susanne Wuest) an seine Fersen. „Man From Beirut“ ist ein cooler kleiner Neo-Noir-Thriller mit ausgesucht schönen Schwarz-Weiß-Bildern, gedreht ohne großes Budget in Berlin.

„Wir wollten etwas Kleines, Schmutziges machen“

„Wir fühlen uns privilegiert, dass wir mit unserem Film ins Autokino kommen können“, sagt Regisseur Christoph Gampl. Als er mit seinem Drehbuch-Coautor Boris Naujoks über den Film nachdachte, kamen ihnen Klassiker wie „Gloria“ von John Cassavetes, „Léon, der Profi“ von Luc Besson und Takeshi Kitanos „Zatoichi – Der blinde Samurai“ in den Sinn. Mit seinem Hauptdarsteller Kida Khodr Ramadan sei er schnell „auf einer Wellenlänge“ gewesen.

Der gebürtige Libanese hat „Man From Beirut“ mitproduziert und die anderen Schauspieler organisiert. Natürlich übernahm auch sein Kumpel Frederick Lau, mit dem er das Buch „Zusammen sind wir Könige: Was Männer zu Freunden macht“ geschrieben hat, eine kleine Rolle. Ramadans Tochter Dunya spielt das Mädchen.

Der Film entstand „außerhalb der normativen Grenzen deutscher Filmproduktion“, heißt es im Presseheft. Was bedeutet das? „Wir wollten etwas Kleines, Schmutziges machen, auch wenn die Förderung nicht mit aufspringt“, erklärt Gampl. Also wurde gehandelt: Von der Idee bis zum ersten Drehtag habe es keine vier Monate gedauert – ein unglaubliches Tempo. Wegen des geringen Budgets waren Beschränkungen notwendig: Es treten nicht viele Schauspieler vor die Kamera, gedreht wurde nur an wenigen Locations. Gampl ist Regisseur, Drehbuchautor und Produzent in Personalunion, auch am Schnitt hat er mitgearbeitet.

Ein Film über eine Polizistin mit Borderline-Störung

„Kida und ich wollten ein mosaikhaftes Porträt von Berlin schaffen, mit Menschen die aus den verschiedensten Ecken der Welt kommen, aber alle ihre Wurzeln in sich tragen. Sie haben vielleicht einen anderen Blick auf die Metropole, als jemand, der dort geboren ist.“ Der schwarz-weiße Film wurde in Farbe gedreht, erst im Zuge der Farbbestimmung wurde er mithilfe von Kamerafrau Eeva Fleig umgewandelt und bekam seinen stylischen Look.

Gampl hat vor „Man From Beirut“ 15 Jahre lang in der Werbebranche gearbeitet, dabei viele Filme für Mercedes und Audi gedreht, aber er wollte unbedingt zurück zum Spielfilm. Für weitere Projekte würde er jetzt doch versuchen, Filmförderungen an Bord zu holen, „damit wir etwas entlasteter arbeiten können“. Denkbar, so sagt er, wäre etwa ein Film über eine Polizistin mit Borderline-Störung, die in rechtsradikales Fahrwasser gerät. Aufgrund der Entwicklungen der vergangenen Jahre seien jedenfalls Geschichten besonders interessant, die davon erzählen, „was hier in Deutschland gerade passiert“.

„Man From Beirut“ 82 Min., ab 16 J. am 14.6., 22.15, im Autokino Heiligengeistfeld, täglich im Cinemaxx Dammtor