Hamburg. Olivia Jones ist Schirmherrin einer neuen Sonderausstellung, die die Geschichten von Regenbogen-Geflüchteten erzählt.

Es gibt viele Gründe, warum verzweifelte Menschen ihre Heimat verlassen: Kriege und Unruhen gehören dazu, Armut und Hunger, Naturkatastrophen und politische oder gesellschaftliche Verfolgungen. Und die Liebe – auch sie kann zur Flucht zwingen. Wer seine Identität und Sexualität lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer oder intersexuell auslebt, muss in vielen Ländern der Erde mindestens mit Diskriminierungen rechnen, im schlimmsten Fall sogar mit langjähriger Haft oder der Todesstrafe.

„Fluchtursache: Liebe“ heißt die Sonderausstellung im Auswanderermuseum BallinStadt auf der Veddel, die über den weltweit begangenen „LGBT Pride Month“ Juni hinaus bis zum 31. Oktober politische und gesellschaftliche Hintergründe sowie persönliche Schicksale von Menschen vorstellt, die den „Makel“ haben, nicht heterosexuell zu sein. Konzipiert wurde die Ausstellung (Bilder, Grafiken und Texte) in Zusammenarbeit mit dem Magazin „Rainbow Refugees (Stories)“, Schirmherrin Olivia Jones und ihrer „Familien-Botschafterin“ Veuve Noire.

Olivia Jones: „Hass und Diskriminierung keine Chance geben“

„Weltweit werden Homosexuelle verfolgt, gefoltert, mit dem Tode bedroht, darum ist es auch wichtig, daran zu erinnern, das es bei uns niemals wieder so werden darf. Dagegen müssen wir als freie, offene Gesellschaft kämpfen. Um Respekt, Toleranz und ein Miteinander, das Hass und Diskriminierung keine Chance gibt,“ sagte Olivia Jones bei der offiziellen Eröffnung der Ausstellung.

In 68 Ländern der Erde, überwiegend in Afrika und im Nahen Osten, ist einvernehmlicher, gleichgeschlechtlicher Sex zwischen Erwachsenen strafbar, in zwölf von ihnen droht sogar die Todesstrafe, wie in den vier Ausstellungsräumen zu erfahren ist. Aber auch in Ländern mit vermeintlich liberalerer Gesetzgebung sind Andersliebende politische und soziale Feindbilder.

Regenbogen-Geflüchtete bekommen nicht alle Asyl

Was das für Betroffene bedeutet, wird durch acht „Rainbow Refugees“-Geschichten erzählt, mit Erlebnissen von Geflüchteten aus Uganda, Ni­geria, Kuwait, Afghanistan, Sierra-Leone, Tansania und Pakistan. Homophobie, Ausgrenzung und Gewalt muss dort nicht von Regierungs- oder Behördenseite kommen, schon innerhalb von Nachbarschaften und Familien werden starre, oft gnadenlose Grenzen zwischen Norm und abgelehnter Abweichung gezogen. Für viele Betroffene geht es darum, dem zu entkommen, indem sie nach Europa flüchten, etwa nach Deutschland. Auch wenn noch immer viel zu tun ist, ist die Bundesrepublik mit seinen Gesetzen und Freiheiten zu einem ersehnten Schutzraum geworden.

Wer in der Heimat wegen seiner sexuellen Orientierung verfolgt wird, sodass seine grundlegenden Menschenrechte gravierend verletzt sind, kann in Deutschland Asyl erhalten. Die Voraussetzungen und zu erbringenden Nachweise sind allerdings umfangreich, das Verfahren ist kompliziert und langwierig. Nicht wenige Regenbogen-Geflüchtete werden nicht anerkannt und leben monate- oder sogar jahrelang in Einrichtungen mit Menschen zusammen, die aus von Homophobie geprägten Gesellschaften kommen.

Die Welt, vor der sie geflüchtet sind, hat sie wieder eingeholt. Die „Fluchtursache: Liebe“ bleibt bestehen.

„Fluchtursache: Liebe“ bis 31.10., Mi–So 10.00–16.00, Auswanderermuseum BallinStadt (S Veddel), Veddeler Bogen 2, Eintritt 13,-/7,-; www.ballinstadt.de