Hamburg. Ensembles sorgen für Momente musikalischen Glücks. Auch Publikumsorchester und -chor der Elbphilharmonie mit besonderem Angebot.

Es ist dieses eine, wunderbare Bild, das haften bleibt: Senioren fahren mit ihren Rollatoren begeistert zwei Musikerinnen hinterher, die an verschiedenen Punkten auf dem Gelände der Elbschloss Residenz in Klein Flottbek für sie spielen. Dass Mozarts Streicherduo Nr. 1 in G-Dur für Violine und Bratsche insgesamt gleich viermal zu hören ist, macht ihnen nichts aus.

Im Gegenteil, sie sind einfach glücklich über diesen Einbruch in die Corona-Wirklichkeit, darüber, dass mit Naomi Seiler und Annette Schäfer zwei Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters zu ihnen gekommen sind.

„Es war eine wunderbare Atmosphäre“, sagt Naomi Seiler. Manche Bewohner seien – unter strenger Einhaltung des Sicherheitsabstands – auf den Rasen gekommen, andere saßen auf ihren Balkonen und winkten den Musikerinnen zu. Eine Seniorin fragte: „Haben Sie auch ein Stück zu dritt? Dann hole ich gleich meine Querflöte ...“.

Hamburger Corona-Initiative „Philharmoniker to go“

Rührend sei es gewesen, „viele hätten uns am liebsten die Hände geschüttelt, aber das ging natürlich nicht.“ Auch ihr selbst und ihrer Partnerin an der Violine habe dieser Konzertausflug viel bedeutet: „Wir Musiker leben vom Publikum und leiden darunter, es jetzt schon so lange nicht mehr zu sehen.“

Die Auftritte in der Elbschloss Residenz sind Teil der Initiative „Philharmoniker to go“, durch die vor allem ältere Menschen, die digital kaum oder gar nicht vernetzt sind und deshalb die vielfach angebotenen Streams nicht nutzen können, mit einem „musikalischen Gruß“ überrascht werden sollen.

Interessierte Institutionen, etwa Seniorenheime und Krankenhäuser, können sich unter togo@staatsorchester-hamburg.de melden, um einen Termin zu koordinieren.

Auch Bettlägerigkeit der potenziellen Zuhörer ist kein Hinderungsgrund: Im Fall der Pflegestation der Elbschloss Residenz haben Naomi Seiler und Annette Schäfer ihr Programm einfach durch das geöffnete Fenster gespielt. „Wir kamen uns ein wenig vor wie Straßenmusikanten, die von Ort zu Ort ziehen, um die Menschen zu bespaßen, sagt Seiler. „Das war sehr schön.“

Elbphilharmonie-Publikumsorchester und -Chor spielen am Telefon

Eine Aktion für Menschen in Pflegeeinrichtungen und alleinstehende Menschen, die derzeit keine sozialen Kontakte pflegen können, hat zudem die Hamburger Alzheimer Gesellschaft initiiert. Musikerinnen und Musiker des Elbphilharmonie Publikumsorchesters und des Chores zur Welt spielen am Sonntag zwischen 15 und 18 Uhr live am Telefon.

Wer angerufen werden möchte, kann sich am 14. und 15. Mai zwischen 9 und 13 Uhr unter T. 881 41 77 22 (Anna Hassel) melden, sich beraten lassen und aus einem festen Angebot einen Wunschtitel aussuchen. Das Repertoire reicht von Johann Sebastian Bach bis zu den Beach Boys und einer Nummer aus dem Musical „Cats“.