Hamburg. Zum 20. Mal treffen sich in diesem Jahr Engagierte und Ehrenamtliche zur „Marathonlesung“ am Eimsbüttler Platz der Bücherverbrennung.

Das Jubiläum darf stattfinden – fast: Zum 20. Mal treffen sich in diesem Jahr Engagierte und Ehrenamtliche zur „Marathonlesung“ am Eimsbüttler Platz der Bücherverbrennung, wie er seit einiger Zeit auch offiziell heißt. Erinnert werden soll an die dort am 15. Mai 1933 von NS-Studentenorganisationen und Burschenschaftlern verbrannten Werke verfemter Autorinnen und Autoren. Das aktive Gedenken daran darf es auch in diesem Jahr geben – der Marathon allerdings wird eher ein ausführlicher Sprint. Mit neuen Regeln.

Immerhin zwei Stunden lang darf an diesem Donnerstag, 14.5., ab 12 Uhr am Kaiser-Friedrich-Ufer/Ecke Heymannstraße gelesen werden. Mit zwei Metern Abstand zueinander, die Mikrofone werden desinfiziert, es gibt kein Lesezelt und auch keine Möglichkeiten zum Verweilen. „Die Teilnehmenden waren oft Menschen, die noch nie öffentlich gelesen hatten, aber auch viele Personen des öffentlichen Lebens“, erzählt Helga Obens.

„Kleine, aber feine Eröffnungszeremonie“

Aus der Gründungsgruppe ist nur noch sie aktiv. Das allerdings unvermindert auch in Corona-Zeiten. „Immer nur 25 Menschen dürfen in der Nähe sein“, erklärt sie die Regeln für die Versammlung. Der Holocaust-Überlebenden Esther Bejarano (95) habe sie „dringend abgeraten“ zu kommen. „Ich weiß nicht, ob sie auf mich hört, seit 1985 ist sie fast immer bei den Aktionen dabei gewesen.“

Geplant ist nun eine „kleine, aber feine Eröffnungszeremonie“. Die Hamburger Schriftstellerin Regula Venske, Präsidentin des PEN-Zentrums Deutschland, Berthold Bose (Ver.di) und die Schauspieler Rolf Becker und Katharina Schütz haben ihr Kommen zugesagt, Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda ist angefragt. Und auch kleine digitale Lesungen aus verbrannten Büchern soll es geben: Auf der Website lesezeichen-hamburg.de findet sich eine entsprechende Literaturliste mit Texten, die nicht mehr dem Urheberrecht unterliegen.