Hamburg/Iserlohn. Hup-Applaus: Der Pianist Alexander Krichel spielte Beethoven und Liszt. Wie es sich für den Künstler angefühlt hat.
So schön das inzwischen allgegenwärtige Streamen auch ist, als Alexander Krichel gefragt wurde, ob er Lust hätte, im nordrhein-westfälischen Iserlohn das weltweit erste Klassikkonzert in einem Autokino zu spielen, musste er nicht lange überlegen. Seit zwei Monaten hatte der Hamburger Pianist und Echo-Preisträger, der schon mehrfach in der Elbphilharmonie zu erleben war, nicht mehr auf einer Bühne gestanden, doch an diesem Sonnabend war es endlich wieder so weit – wenn auch unter ungewöhnlichen Umständen.
Hamburger Abendblatt: Herr Krichel, wie hat es sich angefühlt, vor mehr als 100 Autos ein Konzert zu geben?
Alexander Krichel: Es war magisch und wirklich einzigartig. Ich war auch aufgeregter als sonst, schließlich wusste ich gar nicht, ob es mir gelingen würde, tatsächlich Kontakt zu den Zuhörern aufzunehmen, die ja nicht direkt vor mir, sondern in ihren Autos saßen.
Und, ist es gelungen?
Krichel: Auf jeden Fall, ich habe das Konzert wie sonst auch anmoderiert und die einzelnen Stücke erklärt, aber ich bin natürlich auch auf die für alle ungewöhnliche Situation eingegangen. Als Reaktion wurde statt des üblichen Applauses gehupt, besonders gern mit der Lichthupe. Die Warnblinker waren ordentlich im Einsatz und so mancher hat sein Autofenster runtergekurbelt und rausgerufen. War auch kein Problem, denn die Wagen hatten ziemlich weit auseinander geparkt.
Was stand auf dem Programm?
Krichel: Ich habe die Sturmsonate und die Appassionata von Beethoven gespielt, außerdem Venezia e Napoli und die Dante Sonata von Liszt. Mit Pause und Zugaben hat das Konzert zweieinhalb Stunden gedauert.
Monatelang ohne Livepublikum, was bedeutet das für einen Künstler?
Krichel: Mir fehlt die Konzertsituation sehr. Man wird geradezu süchtig nach dieser besonderen Luft auf der Bühne, diesem Austausch mit dem Publikum. Ich lerne bei jedem Konzert auch etwas über mich selbst, das fehlt jetzt.
Wird es weitere Autokino-Konzerte geben?
Krichel: Das kann ich mir schon vorstellen, aber es war ein so besonderes Erlebnis, dass ich das jetzt erst mal einfach genießen möchte. Der WDR war mit acht Kameras und Drohne da, um zu filmen. Ich bin sehr gespannt darauf, die Bilder zu sehen. Und bereits an diesem Dienstag (12. Mai) gibt es im Radio, auf WDR3, von 20.04 bis 22 Uhr einen Mitschnitt.
Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde
- Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
- Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
- Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
- Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden