Hamburg. Ab Donnerstag können wieder Museen, Ausstellungshäuser und Gedenkstätten besucht werden. Wie sich die Häuser gerüstet haben.

„Wieder offen!“ Mit diesen Worten begann eine Flut von Pressemitteilungen, die am Dienstag pünktlich um 14 Uhr verschickt wurde. Bis dahin hatte der Hamburger Senat über die Rahmenbedingungen der nächsten Lockerungswelle beraten. Mit dem Ergebnis, dass Museen, Ausstellungshäuser und Gedenkstätten ab Donnerstag ihre Türen für den Publikumsverkehr öffnen dürfen. Ein Teil der „kulturellen Trauerphase“ wäre vorbei; zumindest Bilder und Objekte werden wieder gesehen.

„Die gähnende Leere in den Museen und Ausstellungshäusern hat uns in den vergangenen sieben Wochen schmerzlich gezeigt, was uns fehlt, wenn Kunst und Kultur im Alltag kaum in gewohnter Form zugänglich sind“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) direkt nach der Verkündung. „Auch wenn es beeindruckend ist, was die Häuser in den vergangenen Wochen insbesondere im Digitalen auf die Beine gestellt haben, ist es gut, dass wir jetzt langsam wieder Kunst und Kultur in ihrer ganzen Kraft vor Ort erleben können.“

Private Häuser haben sich den Maßnahmen angeschlossen

Alle staatlich getragenen Museen sind dabei und öffnen zu ihren gewohnten Tagen und Zeiten: In der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) sind es Altonaer Museum, Hafenmuseum Hamburg, Jenisch Haus, Museum der Arbeit und Museum für Hamburgische Geschichte, außerdem Deichtorhallen, Hamburger Kunsthalle, Museum für Kunst und Gewerbe und MARKK, Museum am Rothenbaum, sowie die KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

In Harburg öffnen Archäologisches Museum Hamburg, Stadtmuseum und Kunstverein Harburger Bahnhof. Und auch der Klosterwall wird wiederbelebt mit Kunsthaus, Kunstverein und Freier Akademie der Künste. Einige private Häuser haben sich dem Katalog angeschlossen, darunter Bucerius Kunst Forum, Auswanderermuseum BallinStadt, Fabrik der Künste, Ernst Barlach Haus und Internationales Maritimes Museum (IMMH). Es ist ein Sieg der Kultur über die Krise, könnte man sagen. Denn das, was die Museen und ihre Macher in den vergangenen Wochen am meisten vermisst haben – ihr Publikum – wird ab Donnerstag wieder Realität.

„Nur mit Besucherinnen und Besuchern ist ein Museum vollständig und lebendig. Dass die Begegnung vor Ort mit den Originalen nun wieder möglich ist, ist ein tolles Zeichen“, sagt Alexander Klar, Direktor der Hamburger Kunsthalle. Auch Barbara Plankensteiner, Direktorin am MARKK, verbindet elementare Werte mit der Museumsarbeit: „Kultur stellt gerade in Zeiten wie diesen eine nicht zu unterschätzende Kraft dar, die Menschen verbinden, Kreativität freisetzen und Halt geben kann.“

Corona-Lockerung: So sieht's für Gastro, Theater, Kitas aus:

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Faustregel: Ein Besucher pro 20 Quadratmeter

„Die behördlich verordnete Schließung hat uns als privates Museum besonders hart getroffen“, sagt Peter Tamm, Vorstand Internationales Maritimes Museum. „Die letzten Wochen waren schwer, aber unser Museum präsentiert sich zur Wiedereröffnung in neuem Glanz. Wir haben Schönheitsreparaturen und Reinigungsarbeiten vorgenommen, und auf vielen Decks warten neue Exponate auf hoffentlich viele begeisterte Besucher.“

Bei aller Freude über die schnelle Wiedereröffnung – das Timing der Stadt war sportlich. Bis zur letzten Minute wurde in den Museen um- und aufgebaut. Denn von einer Rückkehr zur Normalität kann nicht die Rede sein. So wie der Einkauf oder Friseurbesuch, wird auch der Ausstellungsbesuch ein anderer sein. Nur eine eingeschränkte Personenzahl kann zur selben Zeit die Räumlichkeiten der jeweiligen Einrichtung besuchen. Als Faustregel gilt dabei die Anzahl von einem Besucher pro 20 Quadratmeter Fläche.

Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

  • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
  • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
  • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
  • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden

Führungen werden bis zum 30. Juni nicht stattfinden

Im Museum für Hamburgische Geschichte, wo am Dienstag schon alle Arbeiten abgeschlossen waren, sind Kassen und Garderoben mit Glasschutz und Abstandhaltern versehen. Markierungen auf dem Boden zeigen, wo Besucher sich aufhalten dürfen. Es wird also etwas mehr Zeit und Geduld erforderlich sein, um von A nach B zu gelangen; dafür wird der Ausstellungsbesuch an sich, in kleineren Gruppen, sehr viel ruhiger und für manchen dadurch vielleicht genussvoller sein. Darüber hinaus gelten die bekannten behördlichen Auflagen wie das Einhalten eines Abstands von 1,5 Metern sowie die Hygieneregeln. Eine Maskenpflicht wird es dagegen (zunächst) nicht geben, lediglich eine Empfehlung.

Kassenschutz im Museum für Hamburgische Geschichte.
Kassenschutz im Museum für Hamburgische Geschichte. © Marcelo Hernandez

Museumspädagogik und Kinderbereiche bleiben für den Publikumsverkehr ebenso geschlossen wie die Gastronomien. Es wird allerdings an einem To-go-Modell gearbeitet. Bibliotheken und Shops dürfen dagegen während des Publikumsbetriebs öffnen. Führungen und Veranstaltungen zu den Ausstellungen wird es bis zum 30. Juni nicht geben.

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„Wir alle wissen, dass Kultur davon lebt, dass wir sie gemeinsam mit anderen und oft auch in einem besonderen Raum erleben. Daher freue ich mich sehr über die Öffnung und bin gespannt, wie sie angenommen wird. Gerade jetzt können wir eine Oase für die Hamburgerinnen und Hamburger sein“, sagt Tulga Beyerle, Direktorin am Museum für Kunst und Gewerbe (MKG). Eine Rückkehr zu einem „so wie immer“ werde es so bald nicht geben. „Das ist aber auch eine gute Gelegenheit, unsere Rolle und unsere Verantwortung in der Stadt und für die Gesellschaft zu überdenken. Hier ist unser aller Kreativität gefragt, aber es ist auch eine Gelegenheit, sich über Stellenwert und Wirkung der kulturellen Arbeit jenseits der Zahlen Gedanken zu
machen.“