Hamburg. H.P. Baxxter ist der Hamburger Frontmann von Scooter – und die Hauptfigur der Musikdokumentation „Hyper Hyper“.

Von der Coronakrise sind natürlich auch Filmproduktionen betroffen. Alle Filmproduktionen? Nein. Die Avanti Media Fiction stemmt sich gegen den Trend wie einst das gallische Dorf bei „Asterix“ gegen die Römer. Die Berliner Firma, die im vergangenen Jahr einen Erfolg mit „Weil du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour“ feiern konnte, produziert wieder einen Musikfilm, diesmal über einen Hamburger. Der Titel: „Hyper, Hyper – H.P. Baxxter und Scooter“. Dazu haben sie unter anderem schon ein „Geisterkonzert“ gefilmt, das am Ende mehr als zwei Millionen Zuschauer (gestreamt unter anderem auch über abendblatt.de) hatte. Ein Gespräch mit der Regisseurin und Produzentin Cordula Kablitz-Post

Hamburger Abendblatt: Wie sind Sie auf H. P. Baxxter gekommen?

Cordula Kablitz-Post: Wir haben vor einigen Jahren mit ihm eine Folge unserer Arte-Reihe „Durch die Nacht mit …“ gedreht. Er ist damals zusammen mit Heinz Strunk losgezogen. Die beiden kannten sich vorher gar nicht, haben sich aber wunderbar verstanden. Daher wusste ich, wie unterhaltsam H. P. sein kann. Dieses Format werden wir übrigens in diesem Jahr komplett anders produzieren müssen: Als Coronafolge vielleicht mit Split Screen für die beiden Protagonisten. H. P. wird von manchen Leuten immer noch nicht so richtig ernst genommen, obwohl er seit so vielen Jahren eine wahnsinnige Leistung vollbringt. Er ist kon­stant erfolgreich, macht sein Ding und hat aus verschiedenen musikalischen Einflüssen und Techno sein eigenes Genre kreiert. Das finde ich bewundernswert. Ich hatte ihn im vergangenen Jahr zu unserer Berlinale-Premiere von „Weil du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour“ eingeladen und getroffen. Wir waren uns sympathisch, da haben wir uns überlegt, ob man so einen Film nicht auch mit ihm einmal machen könnte.

Wollen Sie einen Tourfilm machen wie mit den Toten Hosen?

Kablitz-Post: Nur teilweise, denn wir wollen die Produktion eines Scooter-Albums und die anschließende Tour nur zu besonderen Konzerten zeigen, gleichzeitig aber auch zurückgehen bis zu den Anfängen der Band und erzählen, wie H. P. als Mastermind das alles aufgebaut hat, wie aus Hans Peter Geerdes aus Leer in Ostfriesland ein Weltstar geworden ist. Die Geschichte ist noch nicht erzählt worden. H. P. hat Humor. Seine Musik nimmt er jedoch sehr ernst, und er hat eine unglaubliche Energie. Als Co-Produzenten sind Timo Großpietsch vom NDR sowie Benjamin Hoeller und Christian Jantscha von Opus R. mit dabei.

Wieso haben Sie schon gedreht?

Kablitz-Post: Alles ging viel schneller als gedacht. Ende Januar war meine Finanzierung geschlossen, Ende April wollten wir loslegen. Aber dann ging durch Corona alles durcheinander. Ich wollte unbedingt auch einfangen, wie ein Künstler auf diese Ausnahmesituation reagiert. Dann hat man uns einen Drehbeginn für Ende März genehmigt.

Sie haben ein „Geisterkonzert“ mit ihm gedreht. Wie hat das funktioniert?

Kablitz-Post: Es war beeindruckend. Es war für uns alle eine Premiere, auch für H. P. und Scooter. Es war einerseits ein Stream ohne Live-Publikum vor Ort, andererseits konnte H. P. es gar nicht fassen, wie viele Leute Scooter damit erreicht haben. Es waren weltweit über zwei Millionen. Es war gigantisch und letztlich das größte Konzert, das Scooter je gemacht hat. Er ist es ja nicht gewohnt, ohne Pu­blikum auf der Bühne zu sein. Er musste sich erst daran gewöhnen, dass er ein imaginäres Publikum anfeuerte, ohne dass etwas zurückkam. Erst danach konnte er dann die begeisterten Fanreaktionen auf den Social-Media-Kanälen sehen.

Wo haben Sie das gedreht?

Kablitz-Post: Bei PM Blue, das war im Billbrookdeich in einem Industriegebiet in Hamburg. Die Firma ist momentan sehr gut gebucht für Streaming-Konzerte. Sie machen auch viel Klassik. Sie haben dort eine Lasershow und Lightshow aufgebaut, die den normalen Scooter-Konzerten in nichts nachstand. Es war alles großartig vorbereitet. Die Band hatte lediglich keine Tänzer dabei, und die drei Bandmitglieder haben den Sicherheitsabstand auf der Bühne eingehalten, ebenso wie wir auch.

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    Haben Sie bisher nur dieses Konzert gefilmt oder haben Sie zum Beispiel auch in Wohldorf gedreht, wo H. P. Baxxter lebt?

    Kablitz-Post: Wir haben auch schon bei H. P. zu Hause und im Studio gedreht, und ich habe Interviews mit allen Beteiligten geführt, auch mit Rick J. Jordan, der vor sechs Jahren bei der Band ausgestiegen ist. Das war auch sehr spannend. Wir haben weniger situativ gedreht, lediglich Szenen, in denen wir Abstand halten konnten. Die Band arbeitet zurzeit im Studio an ihrem neuen Album. Wir wollen H. P. unter anderem auch bei seinem ersten Friseurbesuch im Mai begleiten.

    Wie viel haben Sie schon im Kasten, prozentual gesehen?

    Kablitz-Post: Noch relativ wenig. Wir haben insgesamt 28 Drehtage geplant, haben aber vielleicht erst maximal zehn Prozent geschafft. Beim Film über die Toten Hosen hatte ich insgesamt rund 200 Stunden Material. Der Film war am Ende 107 Minuten lang. Wir wollten auch das Konzert auf der Trabrennbahn im August filmen, aber das wurde ja bereits abgesagt, ebenso das Konzert im Emsland. Es verschiebt sich einiges. Wenn dann Scooter nach der Krise wieder Konzerte spielen darf, wird das sicher auch ein schönes Zeitdokument werden. Der Jubel bei den Fans wird sicher unbeschreiblich sein. Wir werden bestimmt noch ein Jahr länger als geplant, bis 2021, drehen müssen.

    Sie wollten ihn auch bei seiner Mutter drehen. Auch das ist zurzeit nicht möglich, oder?

    Kablitz-Post: Genau. Er war im März an seinem Geburtstag mit seiner Schwester allein, obwohl er gerne mit seiner Mutter gefeiert hätte. Sie ist jedoch im Alter der Risikogruppe.

    Sammelt H. P. Baxxter noch Autos?

    Kablitz-Post: Er hat eine beachtliche Oldtimer-Sammlung. Wir werden mit H. P. gemeinsam auch noch in seiner Werkstatt drehen.

    Und Sie haben ja jetzt den Direktvergleich: Ist H. P. so charismatisch wie Campino?

    Kablitz-Post: Auf jeden Fall, wenn auch ganz anders.​

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