Hamburg. Programm der Saison 2020/2021 vorgestellt. Abovorverkauf beginnt. Das Motto dieser Spielzeit ist sehr bewusst gewählt.

2025 Plätze. Und jeder einzelne ist leer. Es ist schon beeindruckend, von der Bühne in den Großen Saal der Laeiszhalle zu blicken. Aber natürlich auch ein bisschen traurig, denn so wie während dieses Pressetermins sieht es derzeit hier an jedem Tag aus. Und vor allem auch an jedem Abend. Gähnende Leere im Saal, fast kein Betrieb auf und hinter der Bühne. Einerseits keine idealen Bedingungen, um ein neues Saisonprogramm vorzustellen. Anderseits aber auch kein echtes Hindernis für Daniel Kühnel, Intendant der Symphoniker Hamburg, und Burkhard Schwenker, deren Aufsichtsratsvorsitzender.

„Wir wollen ein Zeichen setzen“, sagt Schwenker. Kunst und Kultur seien wichtig, es müsse und werde weitergehen. Für die Musiker der Symphoniker tue es das ohnehin schon. Sie geben täglich in kleinen Gruppen Konzerte, die im Internet übertragen werden. Unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen werden gelegentlich sogar Seniorenheime besucht, denn „Musik kann eine Brücke schlagen.“ Und sie kann natürlich auch trösten.

Intendant: „Wir haben einen Plan“

Gerne hätte man Dirigent Sylvain Cambreling bei der Programmvorstellung live vor Ort gehabt, berichtet Kühnel: „Nach Hamburg hätten wir ihn auch irgendwie bekommen, aber dann nicht wieder zurück nach Frankreich.“ Also ist der Chefdirigent des Residenzorchesters der Laeiszhalle nun per Facetime zugeschaltet.

„Wir haben einen Plan“, erklärt Kühnel. Ob der sich später exakt so umsetzen lasse, könne heute niemand sagen, doch notfalls werde man Alternativen finden. Das Motto der Symphoniker-Spielzeit 2020/2021 sei jedenfalls sehr bewusst gewählt: „Grenzenlos“ soll die Spielzeit sein, was eben deshalb so gut passt, weil während der laufenden Saison auch diesem Hamburger Orchester sehr enge Grenzen aufgezeigt wurden. Aufgrund der Coronakrise musste nicht nur das Martha-Argerich-Festival abgesagt werden, auch sonst gibt es längst keine Konzerte vor Publikum mehr.

Großer Gestaltungswillen

Doch Dirigent, Intendant und Orchester blicken mit großem Gestaltungswillen in die Zukunft. Gleich 18 Konzerte möchte Cambreling dirigieren – eine ungewöhnlich hohe Zahl, die, so Kühnel, darauf hinweise, wie sehr Dirigent und Orchester inzwischen miteinander verbunden seien. An den lediglich fünf vertraglich festgelegten Dirigaten habe sich ohnehin nie jemand orientiert, aber gleich das Dreieinhalbfache: eine klare Ansage, dass hier zusammengefunden hat, was gut zusammenpasst.

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    Im Beethoven-Jahr sind natürlich diverse Werke des Jubilars zu hören, darunter die „Missa solemnis“, die Cambreling erstmals dirigiert („Eine Herausforderung, jeder wird alles geben!“), auch sind ordentliche Portionen Bruckner, Brahms und Schubert geplant. Mithin der Stoff, aus dem die Abo-Abschlüsse sind. Daneben steht aber auch sehr viel weniger Gespieltes auf dem Programm, etwa von Saint-Saëns und Sibelius, von Barber und Martinu, von Messiaen und Schönberg. Besonders ambitioniert und hoch interessant: drei Prolog-Konzerte mit Musik des aus Italien stammenden mikrotonalen Komponisten Giacinto Scelsi (1905–1988), die regulären Symphoniekonzerten vorangestellt sind. Wer die erlebe, lerne anders zu höen, so Cambreling. „Diese Musik putzt die Ohren.“

    „Morgen Musik“-Konzerte werden fortgeführt

    Neben der „Premiumreihe“ mit zehn Konzerten jeweils am Sonntagabend in der Laeiszhalle, werden unter anderem die „Morgen Musik“-Konzerte (jeweils sonntags) fortgeführt, auch Kammermusik und ein umfangreiches Education-Programm sind im Symphoniker-Angebot.

    Zu den Gästen der Saison zählt etwa Charles Dutoit, der am 21. März 2021 Werke von Debussy, Sibelius und Strawinsky dirigiert. Bereits am 7. Februar wird Martha Argerich erwartet, die „Le Tombeau de Couperin“ und das 1. Klavierkonzert von Ravel spielt. Das nächste ihr gewidmete Festival soll am 20. Juni 2021 beginnen. Interessant wird es auch sein, am 6. Dezember den Pianisten Lucas Debargue mit Saint-Saëns’ 5. Klavierkonzert zu erleben, der 2015 beim Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau für Aufsehen sorgte. Ein Teil der Jury protestierte öffentlich gegen den aus ihrer Sicht viel zu schlechten vierten Platz des damals 24-Jährigen. Sein Spiel sei „einzigartig“.

    Rahmenbedingungen stehen noch nicht fest

    Unter den insgesamt sieben Sonderkonzerten dürfte die konzertante Aufführung des 2. Aufzugs von Wagners „Tristan und Isolde“ im Rahmen des Internationalen Musikfests 2021 auf besonderes Interesse stoßen. Christiane Libor singt die Isolde, Stephen Gould den Tristan, es dirigiert Sylvain Cambreling. Große Ticket-Begehrlichkeiten werden zudem am 21. September 2020 beim Doppelprogramm aus Saint-Saëns’ „Karneval der Tiere“ und Prokofjews „Peter und der Wolf“ erwartet, nicht nur wegen der wunderbaren Musik – als Erzählerin steht dann Barbara Schöneberger auf der Bühne im Großen Saal der Elbphilharmonie.

    Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

    • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
    • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
    • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
    • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
    • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden

    Bleibt natürlich die Frage, was tatsächlich wann und unter welchen Rahmenbedingungen stattfindet, denn ob in der Saison 2020/2021, die Ende September beginnt, wieder normal gespielt werden kann, wer weiß es? Zwar gibt es bei den Symphonikern Hamburg Gedankenspiele etwa zu einer aufgelockerten Sitzordnung in der Laeiszhalle, vor allem aber setzt man bei Einzeltickets auf das Vertrauen stiftende Prinzip „Buy now, pay later“: Ab dem 26. Mai können Karten für die Konzerte reserviert werden, die genaue Platzzuweisung und auch die Bezahlung erfolgen allerdings erst etwa sechs Wochen vor dem Konzerttermin, wenn klarer ist, unter welchen Bedingungen gespielt werden kann. Der Verkauf von Abonnements startet bereits am 29. April unter www.symphonikerhamburg.de.

    Für eine Saison, bei der nicht nur Daniel Kühnel und Burkhard Schwenker hoffen, dass dann die 2025 Plätze im Großen Saal nicht länger leer bleiben müssen.