Hamburg. Initiator Axel Schneider überlegt Szenarien, die derzeit auch die Anreise der nominierten Ensembles aus elf Städten vorsehen.
„Wir trotzen der Krise“, ist in großen, pinkfarbenen Buchstaben auf der Webseite des Festivals zu lesen und ein bisschen klingt das, als sei alles eine Frage der Willenskraft. Die neunten bundesweiten Privattheatertage sollten vom 9. bis zum 21. Juni 2020 auf verschiedenen lokalen Bühnen stattfinden – spätestens als die Kulturbehörde bestätigt hatte, dass alle Hamburger Theater mindestens bis Ende Juni für Publikum geschlossen bleiben, musste man jedoch eigentlich davon ausgehen, dass auch dieses Festival, wie so viele andere, endgültig abgesagt werden würde. Das aber möchte der verantwortliche Intendant Axel Schneider nicht: „Auch in diesem Jahr“, betont er, wolle man zwölf herausragende Inszenierungen aus dem gesamten Bundesgebiet zeigen. Wobei der entscheidende Satz folgender sein dürfte: „Im Moment gehen wir davon aus, dass die Schauspieler ohne Publikum auf der Bühne spielen können.“
Mehrere Szenarien seien dafür im Gespräch, so Schneider, der sich zum Beispiel ein professionelles Live-Streaming mit mehreren Kameras vorstellen kann. „Die Finanzierung dafür ist gesichert“, sagt er und betont, „natürlich keine der staatlich auferlegten Einschränkungen umgehen“ zu wollen. Vielmehr lobt er die „zielorientierte, schnelle und unkomplizierte“ Zusammenarbeit mit der Kulturbehörde und setzt darauf, den Wettbewerbscharakter des Festivals aufrecht zu erhalten. Die Hamburg-Jury, die auch in diesem Sommer über die Monica-Bleibtreu-Preise entscheiden soll, könnte „auseinandergesetzt und unter Sicherheitsauflagen im Zuschauerraum verteilt“ werden. Gastgeberbühnen wären in diesem Szenario ausschließlich Schneiders eigene Theater (unter anderem Hamburger Kammerspiele, Altonaer Theater, Harburger Theater).
Ohnsorg-Theater ist mit Komödie „Extrawurst“ nominiert
Insgesamt 93 deutsche Privattheater aus allen Bundesländern hatten sich mit ihren Inszenierungen in drei Kategorien beworben. Unter den zwölf nominieren Bühnen aus elf Städten (nur Stuttgart ist doppelt vertreten) sind das Societaetstheater Dresden mit „Macbeth“, das Zimmertheater Rottweil mit „Nathan der Weise“, das Zentraltheater München mit „Wir kommen“, das Junge Theater Göttingen mit „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“, Bühnen aus Berlin, Offenburg, Magdeburg, Melchingen und – als einziges Hamburger Haus – das Ohnsorg-Theater mit der Komödie „Extrawurst“.
Die Umstände der „Reise-Jury“, die über die Nominierungen entschieden hat, waren vor allem zum Schluss andere als gewohnt: Bis Ende März sei die Jury noch unterwegs gewesen, erzählt Schneider, einige Inszenierungen mussten die insgesamt neun Juroren nach den virusbedingten Theaterschließungen am Ende aber doch auf DVD anschauen. „Ich bin wieder einmal beeindruckt von der hohen Qualität der Arbeiten. Wir kämpfen darum, die auch zeigen zu können.“
Axel Schneider ist optimistisch
Eine Verschiebung in den Herbst oder gleich die komplette Absage ist für Axel Schneider auch deshalb – noch – keine Option: „Im Moment bin ich optimistisch, das Festival zum angedachten Zeitraum durchführen zu können.“
Für seine eigenen Hamburger Kammerspiele plant Axel Schneider die erste Produktion in der nächsten Saison: „Die Kinder“ ist ein Fukushima-Stück, das die Themen Verantwortung und Wissenschaft bündelt. Für die Besetzung sind die Schauspieler Mathieu Carrière, Marion Kracht und Marion Martienzen vorgesehen, für die Regie der Künstlerische Leiter der Kammerspiele Sewan Latchinian. Die Proben könnten (und müssten) Mitte Juli beginnen. Premiere wäre am 4. September.
Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde
- Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
- Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
- Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
- Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden