Hamburg. Ob Elbjazz, Wacken Open Air oder Hurricane: An Absagen führt nun kein Weg mehr vorbei, doch das Verständnis ist groß.
Jetzt steht fest, wovon sowieso eigentlich jeder ausging: Einen Festival- und Rockmusik- und Klassiksommer mit vielen Live-Erlebnissen wird es auch in Norddeutschland nicht geben. Die nun deutlich verlängerten Maßnahmen wegen der Coronapandemie beinhalten auch Regelungen für Großveranstaltungen jeder Art. Neben Volksfesten und Sport-Events sind auch Konzerte und Festivals bis vorerst Ende August untersagt.
In Hamburg betrifft dies unter anderem das Dockville Festival (21.–23. August), Elbjazz (5./6. Juni), die Auftritte von Guns N’ Roses am 2. Juni sowie Rammstein am 1. und 2. Juli im Volksparkstadion. Auch das Heavy-Metal-Festival in Wacken (29. Juli bis 1. August), das Hurricane-Festival in Scheeßel (19.–21. Juni), das Deichbrand-Festival in Cuxhaven (16.–19. Juli) und womöglich auch das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF, 4. Juli bis 30. August) fallen aus.
Arbeit an Ersatzterminen für Festivals
Die Open-Air-Konzerte auf der Freilichtbühne im Stadtpark, die 4500 Besucher fasst, sind zwar noch nicht abgesagt, aber auch da bereiten sich die Veranstalter, die laut eigener Aussage derzeit die spezifisch hamburgische Verordnung noch abwarten wollen, auf Ausfälle vor. Man arbeite „bereits mit Hochdruck an Ersatzterminen für die Sommerfestivals und Open Airs“ und werde diese „schnellstmöglich bekannt geben“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung von Veranstalter Karsten Jahnke.
Details können auch die Veranstalter des Wacken Open Airs, eines der weltweit größten Heavy-Metal-Festivals mit etwa 75.000 Besuchern, derzeit nicht nennen. „Wir stehen vor einer Situation, wie wir sie in 30 Jahren noch nicht erlebt haben“, sagt Festival-Mitgründer Holger Hübner. „Unser gesamtes Team hat auch in den letzten Monaten intensiv an dem Festival gearbeitet. Desto mehr sind wir alle enttäuscht, dass wir in diesem Jahr kein Wacken Open Air mit unseren Besuchern und den Bands feiern dürfen.“
Sein Wacken-Partner Thomas Jensen ergänzt: „Diese Nachricht trifft uns tief und muss auch von uns erst einmal verarbeitet werden.“ Man trage jedoch die Entscheidung der Bundesregierung mit, da die Sicherheit der Besucher, Künstler, Mitarbeiter, Gewerke, Sicherheits- und Rettungskräfte, Behördenmitarbeiter sowie aller weiterer Teilnehmer höchste Priorität genieße.
Alle Veranstalter tragen die Entscheidung mit
Zu weiteren Fragen, etwa zum Termin und Programm für 2021 sowie zu den Optionen bezüglich der gekauften Tickets für 2020, werde man sich so bald wie möglich äußern. Für dieses Jahr waren unter anderem Stars wie Judas Priest, Slipknot und Mercyful Fate angekündigt.
Klar ist: In der nie da gewesenen gegenwärtigen Ausnahmesituation tragen alle Kulturmanager und Konzertorganisatoren die Beschlüsse der Politik mit. FKP Scorpio, unter anderem Veranstalter von Elbjazz, Hurricane, Southside und Deichbrand, begrüßt diese Entscheidung „als verständliche und wichtige Sicherheitsmaßnahme für die Bevölkerung“, wie es in einer Stellungnahme des Hamburger Unternehmens heißt.
Scorpio-Co-Chef Stephan Thanscheidt spricht gleichzeitig davon, wie wichtig es nun sei, „Solidarität zu zeigen, denn die Gesundheit von uns allen ist das Wichtigste“. Kartenkäufer könnten sich sicher sein, „dass wir sie schnellstmöglich und umfassend über weitere Schritte informieren werden“.
Gutscheinregelungen für ausgefallene Veranstaltungen im Gespräch
Beim Schleswig-Holstein Musik Festival war man bei Redaktionsschluss noch in Gesprächen mit der Landesregierung. Die will endgültig erst Ende April über die Regelungen zu Großveranstaltungen entscheiden. Auf der Website des Festivals hieß es zunächst nur: „Wir werden Sie umgehend über die Auswirkungen auf die Veranstaltungen des Schleswig-Holstein Musik Festival informieren.“ Noch ist nicht das gesamte Festival abgesagt.
Im Gespräch sind bei vielen Veranstaltern auch kürzlich von der Bundesregierung vorgeschlagene Gutscheinregelungen für ausgefallene Veranstaltungen. Festivalkarten für 2020 wären in diesem Fall dann Gutscheine für nächstes Jahr. Werden sie nicht eingelöst, könnten sie Ende 2021 ausgezahlt werden.
Und natürlich sind nicht nur Veranstalter und Fans, sondern auch Künstler betroffen, die sich auf den Festivalsommer gefreut hatten. „Für uns als Band bedeutet das eine große Umstellung. Wir tun das, was wir am liebsten machen, im Moment wirklich gar nicht“, erklärt etwa Revolverheld-Sänger Johannes Strate und fügt hinzu, es sei jedoch absolut richtig, Großveranstaltungen derzeit nicht durchzuführen.