Berlin/Passau. Die Koloratursopranistin Anna Prohaska hat ein Konzert der besonderen Art gegeben - vom Balkon aus.
Bei einem Corona-Konzert auf dem Balkon ihrer Wohnung in Berlin wurde die berühmte Koloratursopranistin Anna Prohaska von ihren Nachbarn gefeiert.
"Ich habe das dankbarste Publikum überhaupt vorgefunden. Die Menschen haben mir zugerufen, ein Lied nach dem anderen zu singen, bis ich am Ende schon fast heiser war", sagte die Musikerin in einem Videogespräch mit dem Leiter der Festspiele Europäische Wochen Passau, Carsten Gerhard, das am Dienstag veröffentlicht wurde.
"Man merkt, wie sich die Menschen nach klassischer Musik sehnen. Ich hoffe, das strahlt über die Corona-Krise hinaus und die Menschen erinnern sich daran, was ihnen die Musik in dieser Zeit bedeutet hat."
Prohaska wurde 1983 im bayerisch-schwäbischen Neu-Ulm geboren und zog als Kind mit ihrer Familie erst nach Wien, später nach Berlin. Ihr Vater ist der österreichische Regisseur Andreas Prohaska, ihre Mutter eine irisch-englische Sängerin. Dass wegen der Corona-Pandemie in Europa viele Grenzen dicht sind, macht ihr zu schaffen. "Nach so vielen Jahren des Friedens, zumindest in der EU, verbunkern sich die Menschen wieder hinter ihren Gartenzäunen der Nationalstaatlichkeit", sagte Prohaska. "Vielleicht hat es Europa verpasst oder kann es noch schaffen, eine kulturelle Mythologie aufzubauen."
Falls die Europäischen Wochen im Juni und Juli wie geplant stattfinden, soll Prohaska am 23. Juli mit Werken des britischen Barockkomponisten Henry Purcell auftreten. Laut Homepage laufen die Vorbereitungen für die Festspiele, man könne aber noch nicht sagen, ob es dabei bleibe.