Hamburg. Schmidt, Tivoli und Lustspielhaus spielten ihre vorerst letzten Vorstellungen. Krisen-Gespräch bei Kultursenator Carsten Brosda.
In wenigen Hamburger Privattheatern brannte am Sonnabend nach Sonnenuntergang noch Licht. Am Vorabend hatte der Vorstand des Hamburger Theater e.V., dem staatliche und privaten Bühnen angehören, erklärt, dass nach Aufforderung des Hamburger Senats „die Hamburger Bühnen am Wochenende den Spielbetrieb vorübergehend einstellen“. Für die Staatstheater hatte das Kultursenator Carsten Brosda (SPD) bereits am Donnerstag verfügt.
Weil aber für die privaten Bühnen kein Verbot galt und ein Wochenende zwei Tage hat, trat etwa Kabarettist Nils Loenicker, Co-Intendant von Alma Hoppes Lustspielhaus in Eppendorf, am Sonnabend zum vorerst letzten Mal als Bauer Hader auf. „Klopapier ist ausverkauft? Die Deutschen scheißen auf das Virus“, spottete er über die Corona-Krise – zur Freude der zahlenden Besucher, auch wenn von 110 nur gut die Hälfte gekommen war.
Littmann will Shows aus Schmidtchen streamen
70 Meter weiter, in der Komödie Winterhuder Fährhaus, saß hingegen allein das Service-Personal noch mal im Foyer zusammen. Eine ausführliche Mitteilung am Kasseneingang kündigte den „Vorstellungsausfall vom 14.3. bis voraussichtlich 14.4. 2020“ an – mit Hinweisen zur Gültigkeit von Tickets und dem möglichen Tausch bis 30.12.2022 (!).
Wie die Komödie Winterhude finanzieren sich die drei Bühnen der Schmidts Tivoli GmbH allein aus Eintrittsgeldern. Am Sonnabend kam im Tivoli („Heiße Ecke“) und im Schmidt („Cindy Reller“) noch einmal musikalisch Stimmung auf – „vor jeweils zu zwei Drittel vollem Haus“, wie Corny Littmann sagte. Als Ersatz plant der Schmidt-Chef von Dienstag an (jeweils 20.15 bis 21 Uhr) aus dem Schmidtchen eine Show mit Comedy-Queen Elke Winter und wechselnden Gästen auf der Homepage (www.tivoli.de) streamen zu lassen. „Nicht aus Goodwill, aus Spaß“, so Littmann.
Private Bühnen brauchen Rechtssicherheit
Weil der nicht reicht, um über die massiven Einnahme-Ausfälle hinwegzukommen, werden Littmann, Loenicker und weitere Chefs der Privattheater sowie Vertreter der Freien Szene Hamburgs einer persönlichen Einladung des Kultursenators „zum Gespräch über Auswirkungen von Covid-19“, so die offizielle Formulierung, gewiss Folge leisten. Es soll am heutigen Montagnachmittag stattfinden.
Was die Theatermacher von den Behörden erwarten, hatten sie bereits am Freitag formuliert: Rechtssicherheit, die es ermöglicht, an den geplanten staatlichen finanziellen „Rettungsprogrammen“ umgehend teilnehmen zu können. Kurzfristige Liquiditätshilfen und Rettungsschirme seien notwendig, „damit nicht weite Teile des Kulturangebotes unserer Stadt kollabieren. Hieran muss sich auch der Bund entscheidend beteiligen“, schrieb der Vorstand des Hamburger Theater e.V.
René Heinersdorff, Vorsitzender der Privattheatergruppe im Deutschen Bühnenverein, Betreiber dreier Theater in Westdeutschland und bis Freitag noch in seinem Komödien-Stück „Komplexe Väter“ in Winterhude zu sehen, sagte: „Wir brauchen bundesweit eine klare Linie vom Staat und als Theaterbetreiber die Kulanz von Vermietern und Verlagen sowie von unserem treuem Publikum.“