Hamburg. “Heteraclub Queens“ am Fischmarkt sieht sich als weibliche Antwort auf erotische Angebote, die sich sonst vorwiegend an Männer richten.

Der Hamburger Kiez wird gerne als Rotlichtviertel bezeichnet und die Reeperbahn als „geile Meile“. Doch wen sollen verführerisch schimmernde Clubs und sexuelle Angebote anlocken? Genau. Männer.

Ein erotischer Freiraum für Frauen sei „sowas von überfällig“, sagt die Künstlerin und Regisseurin Sibylle Peters. Seit mehr als 20 Jahren lebt sie im Stadtteil und hat nun am St. Pauli Fischmarkt den „Heteraclub Queens“ eröffnet – im Auftrag der Kulturfabrik Kampnagel und unterstützt vom Elbkulturfonds. Mit ihrem feministischen Nachtclub, einem Mix aus Inszenierung und freiem Spiel, möchte Peters eine Angebotslücke schließen im männer-fixierten Milieu.

Grenzen respektieren und Neugierde zulassen

Der erste Eindruck: Es ist heiß. Sehr heiß. Ein Gebläse im Eingang treibt die Temperaturen hoch. Wo nackte Haut gezeigt wird, darf es nicht kalt sein. Ein glitzerndes Empfangsduo erklärt den (ausschließlich weiblichen) Gästen die Rechte und Regeln. Nummer eins: „Alle haben das Recht, sexy zu sein. Kein Wettbewerb, keine dummen Sprüche“. Oder Nummer fünf: „Das hier ist keine Dienstleistung, sondern eine Kunstform. Alles kann schief gehen. Und das ist auch gut so“. Weitere Punkte fordern dazu auf, Grenzen zu respektieren und Neugierde zuzulassen.

Gäste können ihre Sexualität erkunden

Jede Besucherin wird zu Beginn zur Königin, zur „Queen“, ernannt. Derart ermächtigt geht es hinein in einen Raum, den Peters als „unwahrscheinlichen Wunschort“ bezeichnet. Fantasievoll leicht bekleidete Männer tanzen auf einem Teppich. Auf einem ausladenden Sitzkissen trommelt ein Herr im Spitzentanga auf einer Klangschale. An der Bar fragt ein Typ im seidenen Bademantel: „Traube, Himbeere oder gar nichts?“ Je nach Antwort reicht er die Frucht direkt in den Mund.

Sibylle Peters wiederum ist – original mit Goldkette – in die Rolle des „Pimp“ geschlüpft, der im Queens-Club eher eine Zeremonienmeisterin ist als ein Zuhälter. Im Salon können die Gäste bei diversen Performances ihre Sexualität erkunden – von augenzwinkernd bis ernsthaft. Beim Spiel „Entweder Oder“ gilt es, sich zu entscheiden zwischen persönlichen Vorlieben wie „Parfum oder Schweiß“, „Dirty Talk oder Mund halten“. Oder die Besucherinnen lauschen über Kopfhörer Geschichten zum Thema Orgasmus.

Queens Club bietet keine Prostitution

Tatsächlich geht es Peters mit ihrem aus London importierten Konzept aber auch darum, dass ihre Gäste konkret berührt werden. Dass sie sich begehrt fühlen. Sei es beim Engtanz, beim Küssen (durch Frischhaltefolie) oder bei einer von sieben Eins-zu-Eins-Performances mit einem der Darsteller im Separee. Diese Einzelsitzungen reichen vom Programm für die Frau, die Aggressionen abbauen möchte, bis hin zur theatral erzählten Geschichte.

„Den Grad der Intimität bestimmt jede Queen selbst“, sagt Peters. Sie betont, dass ihr Freudenhaus für Frauen keine Prostitution bietet. Vielmehr geht es um Fantasien, um Kommunikation, um Sinne und Sinnlichkeit.

Queens Club (nur für Frauen, Transgender willkommen; ab 18 J.) bis 23.2., Do-Sa (in der letzten Woche auch So), St. Pauli Fischmarkt 18, 16 bis 23 Uhr, Tickets zu 20,- unter T. 27 09 49 49 bzw. www.kampnagel.de