Hamburg. Die spektakuläre Tanz-Doku „Cunningham“ hat Helge Albers, heute Chef der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, mitproduziert.
Es ist eine außergewöhnliche Dokumentation, die in dieser Woche in den Kinos startet: In „Cunningham“ erzählt Regisseurin Alla Kovgan von dem US-amerikanischen Choreographen Merce Cunningham, einem Pionier des zeitgenössischen Tanzes. Helge Albers, seit April Geschäftsführer der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, hat den Film noch in seiner Zeit bei der Produktionsfirma achtung panda! mit produziert und stellt ihn am Dienstagabend gemeinsam mit der Regisseurin in den Zeise-Kinos vor.
Was hat Sie bewogen, diese Doku über den bereits vor zehn Jahren gestorbenen Choreographen Cunningham zu produzieren?
Helge Albers „Cunningham“ ist nicht nur ein Tanzfilm, sondern auch ein Film über die Geisteshaltung eines Machers, eines Schöpfers, der seiner Zeit voraus war. Seine Choreographien als Vision und Innovation einer Kunstgattung denken zu können, war spannend. Außerdem ist es faszinierend, jemandem zuzuschauen, der an einer Vision festhält, die lange Zeit von niemandem ernstgenommen oder anerkannt wurde.
Was ist das Besondere an der Erzählweise?
Bei diesem Film verschmelzen Form und Inhalt dadurch, dass wir ihn in 3-D gedreht haben. Wir haben das lange diskutiert, weil es die Dreharbeiten verkompliziert und extrem verteuert hat. Wir nutzen innovative Technologien und blicken gleichzeitig auf die ersten 30 Jahre von Cunninghams Schaffensprozess, indem wir die Tänze in ungewöhnlichen Bilderwelten platzieren, die neue Räume öffnen. Die Tänzer in unserem Film gehören dabei der letzten Generation an, die noch persönlich mit Cunningham gearbeitet haben. Mit den Archivmaterialien haben wir noch mal einen eigenen Bezugspunkt geschaffen. Der Film ordnet das Schaffen Cunninghams ja innerhalb der amerikanischen Moderne ein. Dadurch, dass er mit John Cage liiert war und mit Robert Rauschenberg und Jasper Johns gearbeitet hat, war er ein Teil davon.
Die Machart erinnert natürlich an einen anderen Tanzfilm, Wim Wenders’ „Pina“.
Es ist ein anderer Erzählansatz. „Pina“ ist natürlich unter dem Eindruck des Todes von Pina Bausch entstanden und daher als Hommage angelegt. Unser Film beschreibt sozusagen das Gegenteil. Er erzählt die ersten 30 Jahre einer Karriere, die erste Phase des Schaffens.
Die Regisseurin hat sieben Jahre gebraucht, um das Geld für den Film zu sammeln. Es ist auch das erste Mal, dass der Cunningham Trust seine Genehmigung erteilt hat. Was hat ihn überzeugt?
Die Rockefeller Foundation unterstützte das Konzept der Regisseurin. Dann sind wir an den Trust herangetreten. Die waren zunächst zurückhaltend. Es gibt da ein großes Schutzbedürfnis seinen Werken gegenüber. Alles in Zusammenhang mit ihm ist teuer: Die Kostüme von Jasper Johns, die Bühnenbilder von Robert Rauschenberg, die Fotografien von Andy Warhol. Es gilt viele Rechte zu klären und man muss eine Menge Überzeugungsarbeit leisten. Wir sind volles Risiko gegangen.
Es gibt zu Beginn des Films eine wunderschöne Szene mit einem Tanz-Solo im Alten Elbtunnel. Wie kam es dazu?
Das war die Idee unseres Kameramannes. Das besondere an dieser Einstellung ist die Art der Kameraführung, eine Kamera- und Zoomfahrt gleichermaßen. Es war technisch in 3-D sehr anspruchsvoll in der Koordination mit dem Tanz. Wir konnten den Alten Elbtunnel nur für kurze Zeit sperren.
Sie haben ja in Ihrer Zeit bei der achtung panda! Media extrem unterschiedliche Filme produziert. Was hat Sie grundsätzlich an einem Stoff gereizt?
Ich mag Filme, die ein Fenster in die Welt öffnen. Eine Blickverschiebung, einen Perspektivwechsel ermöglichen. Mein Ziel war es immer, Erlebnisse zu schaffen.