Hamburg. Unter den Konzerten sind beliebte Standardwerke wie Beethovens 5. Eröffnungskonzert übernimmt Gilbert. Doch an einer Stelle hakt es.

Am Grundrezept für das Internationale Musikfest Hamburg (24. April bis 25. Mai) hat sich auch beim fünften Durchgang nichts geändert: Ohnehin vorhandene Programmideen lokaler Orchester und Veranstalter werden mit dazugebuchten Gästen von auswärts kombiniert. Ein generell gehaltenes Leitmotto, groß genug für fast alles und jeden, soll möglichst passend machen, was nicht immer nahtlos zusammenpasst. Im Frühjahr 2020 dreht sich der „Präsentierteller des Hamburger Musiklebens“ (Generalintendant Christoph Lieben-Seutter) rund um das Thema Glauben, und trotz der Nähe zum Grundaroma des „Lux aeterna“-Festivals sollen andere Aspekte beleuchtet werden.

Spektakulärstes Stück: Messiaens Oper „Saint François d’Assise“, dirigiert von Generalmusikdirektor Kent Nagano und „visualisiert“ von Opern-Intendant Georges Delnon. Drei Abende, riesiger Personal- und Probeaufwand, rund vier Stunden Musik. Bei Nagano in kompetenten Händen, denn er hat unter Anleitung Messiaens 1983 an der Pariser Uraufführung mitgearbeitet. Und dass ihm heikel übergroße Werke im Großen Saal der Elbphilharmonie liegen, hat er vor allem mit Widmanns „ARCHE“-Oratorium bewiesen.

Unter Musikfest-Konzerten beliebte Standardwerke wie Beethovens 5.

Das Eröffnungskonzert übernimmt erstmals Alan Gilbert. Der neue NDR-Chefdirigent kombiniert Janaceks „Glagolitische Messe“ mit dem komplett religionsbezugsfreien Dvorak-Violinkonzert, aber auch mit „Der Reiter auf dem weißen Pferd“ von Sofia Gubaidulina. Sie ist – fällig war diese Würdigung längst – als Residenzkomponistin mit mehreren repräsentativen Stücken aus ihrem Werkkatalog ein Schwerpunkt-Thema im Musikfest-Programm, lebt und arbeitet sie doch seit Jahrzehnten vor den Toren Hamburgs.

Unter den Musikfest-Konzerten sind, dem Tournee- und Spielplan-Geschäft geschuldet, beliebte Standardwerke wie Beethovens 5. und 8. mit dem Scala-Orchester und Chailly zu finden, aber auch Spezialitäten wie Poulencs „Stabat mater“ mit dem BR-Orchester und Nézet-Séguin oder Großformatiges wie Mahlers Achte mit Daniel Harding.

Die Symphoniker und ihr Chef Sylvain Cambreling steuern eine konzertante Aufführung von Berlioz’ „Le damnation de Faust“ bei. Für Repertoire-Gourmets interessant: John Eliot Gardiner mit Geistlichem und Weltlichem von Monteverdi. Und auch ohne bekanntes Programm dürfte der Liederabend von Über-Bariton Bryn Terfel eine Wucht werden.

Musikfest: An einer Stelle hakt es

Insgesamt kommen jetzt durch diesen Saison-Nachschlag rund 33.000 Tickets frisch in den Verkauf. Der Finanzierungsanteil der Stadt am Musikfest sei von 120.000 Euro bei der Premiere auf aktuell rund 500.000 Euro gestiegen, berichtete Lieben-Seutter. Läuft also, an dieser Stelle. An einer anderen Adresse aber hakt es: Gerade mal fünf der 42 Musikfest-Termine finden in der Laeiszhalle statt – zwei davon Liederabende, einer eine Lesung mit Musik. Konzerte dort seien ein „hartes Brot“ und „viel schwerer zu verkaufen“, so der Hausherr.