Hamburg. Von Winter gibt’s schlüpfrige Kalauer en masse. Dazwischen ein feiner Wechsel zwischen Gesang und Tanz.
Draußen, auf dem Spielbudenplatz, tummeln sich die Besucher bei „Santa Pauli“, Hamburgs frivolstem Weihnachtsmarkt. Nicht nur frivol – „Pompös“ geht es seit Donnerstagabend wieder im Schmidts Tivoli zu. „Das große Winterspektakel“, wie der fast dreistündige Abend im Zusatz heißt, ist vor allem eines: eine aufwendige, mit Liebe zum Detail konzipierte Bühnen- und Kostümshow, mithin ein Schmaus für Augen, Ohren, Herz und sogar Hirn.
Ein Verdienst von Nik Breidenbach, wie bei der Erstauflage 2016 für Buch und Regie verantwortlich. Das Schöne: „Pompös“ ist keine bloße Abfolge von Nummern aus Musik, Comedy und Artistik. Moderiert von Travestie-Star Elke Winter („Ich bin keine echte Frau, ich bin ein Fräulein“) bietet die vom Premierenpublikum überschwänglich gefeierte Show reichlich Geschenke.
Von Winter gibt’s Kalauer en masse, oft schlüpfrige – quasi die Bückware. Dazwischen ein feiner Wechsel zwischen Gesang und Tanz von Diana Böge, Yvonne Disqué und Dörthe Thiel, die als Les trois Pompadours mit Medleys und Balladen glänzen. Zudem gelingt ihnen eine künstlerische Verschmelzung mit Nummern des auch tänzerisch und gesanglich hochtalentierten Artisten-Trios 3 DCLS.
„Diese Fummeltrine“
Ein beifallsumrauschter Höhepunkt: Ihor Yakymenkos spektakuläre Mast-Akrobatik, begleitet von eigenem Saxofon-Spiel und Gesang seines Artistenkollegen Semion Bazavlouk zu „Ain’t No Sunshine“ – der eine übrigens gebürtiger Ukrainer, der andere gebürtiger Russe. Dass das Original-Tivoli-Orchester (Leitung, Arrangements und Posaune: Markus Voigt) alle Nummern live und mit exaktem Timing begleitet, gehört bei „Pompös“ schon zum guten Ton, fasziniert aber stets aufs Neue.
Da kann es sich Bernd Busch auch mal erlauben, Musik vom „Band“ zu fordern. Mit seinem erwachsenen Sohn Andreas – beide bilden das anarchische Clowns-Duo Die Buschs – zelebriert er mit einem spontan, aber etwas mühevoll ausgewählten sechsköpfigen (!) Publikums-Orchester Berliner Polka-Power, bis die Hände glühen und die Lachmuskeln gekitzelt sind.
Musik, vom Band oder live, braucht Wolfgang Trepper nicht. Der Hausgrantler des Schmidt-Imperiums kontert Elke Winters etwas unkonventionelle Anmoderation „Es riecht nach altem Mann“ mit seiner typischen Schnoddrigkeit: „Diese Fummeltrine, im Pulverfass entlassen, aber in der Schmidt-Familie aufgenommen.“ Weihnachten mit all seiner Herzlichkeit, es kann kommen ...
„Pompös – Das große Winterspektakel“
bis 6.1.2019, Schmidts Tivoli (S Reeperbahn, U St. Pauli), Spielbudenplatz 27/28, Karten ab 31,50: T. 31 77 88 99; www.tivoli.de