Hamburg. Der Alleinvorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg wechselt im Frühjahr 2019 zur Stiftung Nantesbuch von Susanne Klatten

    Hamburg verliert einen Macher: Gestern gab Börries von Notz bekannt, im Frühjahr 2019 die Stadt in Richtung Süddeutschland zu verlassen. Seit 2014 ist von Notz Alleinvorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) und hat damit einen der attraktivsten Posten in der deutschen Museenlandschaft inne. Zur Stiftung gehören etwa das Museum für Hamburgische Geschichte, das Altonaer Museum sowie das Mammutprojekt Deutsches Hafenmuseum.

    Warum gibt „Mister Museum“ diesen Traumjob auf? „Es ist immer eine persönliche Lebenssituation, die einen zu solch einer Entscheidung führt“, so von Notz zum Abendblatt. Seine neue Aufgabe passe „sehr gut“ zu dieser Lebenssituation, über die er aber nicht näher sprechen möchte.

    „Ich respektiere die persönliche Entscheidung von Börries von Notz, wenngleich ich sie außerordentlich bedaure“, kommentierte Kultursenator Carsten Brosda. Von Notz habe die Stiftung nachhaltig geprägt und die Häuser in der Stadtgesellschaft verankert. „Dabei haben wir stets eng und mit viel Freude zusammengearbeitet.“

    Der nächste Karriereschritt wird den Juristen, der zuvor schon Stellvertretender Direktor des Jüdischen Museums in Berlin war, zur Stiftung Nantesbuch von Unternehmerin und Quandt-Erbin Susanne Klatten führen. „Ich werde die junge Stiftung positionieren, kulturelle Formate für die Standorte Nantesbuch und Bad Homburg entwickeln sowie Kooperationen mit anderen Institutionen schließen“, sagte der 45-Jährige.

    Nicht über’s Geld reden, sondern machen

    Obwohl er „mit einer großen Träne im Knopfloch“ gehe, wisse er die Stiftung in guter Verfassung, was die Deckung laufender Kosten, was Innovationen und Investitionen betrifft. In seiner bisher vierjährigen Amtszeit akquirierte von Notz Finanzmittel in Höhe von 210 Millionen Euro. Davon gehen allein 120 Millionen Euro in die Errichtung des Deutschen Hafenmuseums und die Ertüchtigung der Viermastbark „Peking“.

    Noch Ende Juni hatte der Bundestag beschlossen, diverse Hamburger Kultureinrichtungen finanziell zu fördern. Das Museum der Arbeit erhält aus dem Investitionsfond zehn Millionen Euro für Sanierung und Modernisierung. Das Jenisch Haus ­bekommt weitere acht Millionen Euro.

    „Nicht übers Geld reden, sondern machen. Dann werden die Inhalte schon für sich selbst sprechen.“ Mit diesem Motto brachte von Notz die Stiftung, die vor rund zehn Jahren noch in keinem guten Zustand war, auf Vordermann. Er wolle den „Jammerton abstellen“ und lieber die Ärmel hochkrempeln. Als hemdsärmelig könnte man den stets elegant gekleideten Museumsmacher dagegen kaum beschreiben. Vielmehr: durchsetzungsstark, mit tönender Stimme und durchdringendem Blick aus wasserblauen Augen. Zu seinen großen Verdiensten zählen die Neuausrichtung und Profilbildung der Stiftungsmuseen, etwa die Erneuerung des Museums der Arbeit, eine modernere und familienfreundliche Programmgestaltung mit guter Gastronomie in allen Häusern sowie die Entwicklung eines Webportals mit dem damit verbundenen Projekt „Transfer des Wissens“. Eine Herzensangelegenheit ist die Herausgabe der Zeitschrift „Hamburg History Live“ und die Vergabe des „Georg Koppmann Preises für Stadtfotografie“. Der Netzwerker bringt gemeinsam mit Thalia-Theater-Intendant Joachim Lux einmal im Jahr Entscheider aus Museen, Film, Literatur und Bühne zum „Forum Kultur“ zusammen – „damit sich alle mal kennenlernen. Das ist nämlich nicht selbstverständlich!“ Er habe während seiner Zeit in Hamburg extrem viel Zuspruch bekommen. „Das Gefühl, dass alle am Gelingen des Stiftungsprojekts interessiert sind, hat mich dabei getragen“, so von Notz. „Das Niveau der Zusammenarbeitenden ist sehr hoch, sowohl in den Museums-Teams als auch in der Behörde; die Bedürfnisse der Museen werden hier verstanden.“ Im Hinblick auf das Naturkundemuseum und das Hafenmuseum, die die Stadt bekommen sollen, fügte er hinzu: „Zu solch einer reichen und wachsenden Kulturlandschaft beigetragen zu haben macht mich sehr stolz und glücklich. Es war eine tolle Aufgabe, die ich sehr genossen habe.“

    Noch ist seine Vorstandstätigkeit nicht vorbei, und es ist auch kaum vorstellbar, dass Börries von Notz in den rund neun verbleibenden Monaten die Zügel schleifen lassen wird. Schließlich lautet ein weiterer Leitsatz des Juristen: „Was du tust, das tue richtig und bedenke das Ende.“

    „Meine Familie und ich haben sehr gerne in Hamburg gelebt, und wir werden die letzten Monate hier bewusst genießen“, sagt von Notz, der am 13. Juli dieses Jahres zum vierten Mal Vater geworden ist. Dass der kleine Richard seine frühkindliche Prägung noch in der Hansestadt bekommt, freut den gebürtigen Norddeutschen.

    In der Stiftung Historische Museen Hamburg wird man sich nun zügig um eine Nachfolgelösung kümmern. Keine leichte Aufgabe, einen neuen „Mister Museum“ zu finden, so hört man aus der Zentrale.