Hamburg. Der Sender von der Rothenbaumchaussee räumt gleich drei Auszeichnungen ab – mehr als jeder andere

    Lenny Kravitz ist ein Weltstar, der weiß, was sich gehört. Einer wie er fliegt, wenn er für eine Preisverleihung gebucht wird, nicht kurz vor knapp ein, singt lustlos ein Liedchen und sucht anschließend sofort das Weite. Nein, einer wie Kravitz lässt sich auf dem roten Teppich erst einmal geduldig interviewen. Dann begibt er sich für einen ersten Auftritt auf die Bühne. Und kehrt kurz vor dem Finale zu einem zweiten Auftritt eben dorthin zurück. Und natürlich singt er nicht irgendwelche Songs, sondern nigelnagelneue aus seinem noch unveröffentlichten Album „Raise Vibration“.

    Okay, wir wissen nicht, ob sich der 54-Jährige immer so vorbildlich verhält. Aber bei der neunten Verleihung des Deutschen Radiopreises am Donnerstagabend vor knapp 1000 geladenen Gästen im Schuppen 52 im Hamburger Hafen war es genau so. Das könnte auch daran gelegen haben, dass der Amerikaner, wie viele Musiker, zum Medium Radio eine ganz besondere Beziehung hat.

    Für Glanz war also gesorgt – und das lag nicht allein an dem Weltstar aus New York. Auch die anderen Show-Acts – unter ihnen Revolverheld, Dua Lipa und Glasperlenspiel – konnten sich sehen und hören lassen. Und dann war da ja noch die famose Barbara Schöneberger, die mit viel Witz und Charme durch den Abend führte, viel Bein zeigte und schon gleich zu Beginn der Show ein schüchternes Küsschen vom Star des Abends stibitzte. Kommentar der Moderatorin: „Ich nehme den Lenny und ihr“ – gemeint waren die übrigen weib­lichen Gäste – „den anderen Prominenten, der frei rumläuft: Boris Becker.“

    Es war aber nicht nur der große Abend des Lenny Kravitz, sondern auch der des NDR. Der Gastgeber räumte gleich drei Preise ab, mehr als jeder andere, darunter zwei Auszeichnungen in den Königsdisziplinen „Bester Moderator“ und „Beste Reportage“. NDR-Intendant Lutz Marmor freute sich, dass seinem Sender „ein Hattrick gelungen war“. Die Laudatio auf die „Beste Reportage“ hielt übrigens Julia Becker, die Verlegerin der Funke Mediengruppe, in der auch das Abendblatt erscheint. Sie machte sich in ihrer Rede für die Pressefreiheit stark, ohne die „alles nichts“ sei.

    Dabei waren die Preisträger des NDR keineswegs die einzigen Hamburger, die mit der begehrten Auszeichnung geehrt wurden. Dietmar Simon und Buddy Ogün erhielten für ihre „News-Show“ den Preis in der Kategorie „Beste Comedy“. Damit war Hamburg die erfolgreichste Stadt der Verleihung. Was gab es noch? Das leidenschaftliche Plädoyer des Laudators und Ex-Arbeitsministers Norbert Blüm gegen die Rückkehr des Nationalismus – und schließlich noch ein wenig Kritik: Laudatorin Jasmin Tabatabei beklagte sich über die „Zwänge des Formatradios“ und beschwor das aufregende Hörfunkprogramm ihrer Kindheit und Jugend. Damals sei das Radio das innovativste Medium gewesen, sagte die Schauspielerin. Sie ehrte die Gewinner der Kategorie „Beste Innovation“, die, na klar, auch vom NDR kamen. Ausgezeichnet wurde das „N-Joy Night Lab“, in dem Nachwuchsjournalisten und Amateure Neues ausprobieren können.