Hamburg. Die Lange Nacht der Literatur endete am Sonnabend im Werner-Otto-Saal der Kunsthalle mit einer Preisverleihung

    Am Ende eines ausgedehnten Literaturfestes war es tatsächlich schon spät geworden. Auf der Langen Nacht der Literatur – fünfte Ausgabe, 50 Veranstaltungen, 60 Künstler – wurde wie 2014 und 2016 das Finale zum echten Thriller mit Überlänge. Zumindest für Buchhändlerinnen und Buchhändler, die im in der Kunsthalle beheimateten Werner-Otto-Saal zunächst auf die Folter gespannt wurden, ehe gegen 23.30 Uhr das einige Wochen sorgsam gehütete Geheimnis gelüftet wurde, welche denn nun die Buchhandlung des Jahres ist.

    Alle zwei Jahre lobt die Kulturbehörde jene Auszeichnung aus. Und belohnt die Gewinnerin mit 10.000 Euro. Dafür, dass sie eine „geistige Zapfsäule“ ist, eine Formulierung vom ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt, die nicht fehlen durfte. Ausgesprochen wurde sie an diesem Abend von Kultursenator Carsten Brosda (SPD), der außerdem ein arabisches Sprichwort zitierte, wonach Bücher „Nahrung der Seele“ seien.

    Was wiederum nichts anderes heißt, als dass die Buchhändler der Stadt sich um die Seele der Hamburger verdient machen. Das Medium Buch ist verschärfter Medienkonkurrenz ausgesetzt, die Kulturpraxis Lesen im Schwinden begriffen – wobei es das schon seit Jahrzehnten heißt. Der Buchhandlungspreis, der kurz nach seiner Hamburger Ins-Werk-Setzung mit dem Deutschen Buchhandlungspreis der Kulturstaatsministerin eine nationale Ausweitung erfuhr, ist dennoch willkommene Kulturförderung und Branchenstärkung. Reich werden Buchhandlungsinhaber selten, aber als Veranstalter von Lesungen sind sie unverzichtbar.

    Und als Innovatoren. Das lehrt das Beispiel Christiane Hoffmeisters, auf ihre Initiative geht die Lange Nacht der Literatur zurück, in der am Sonnabend Buchhandlungen, Bücherhallen und weitere Kulturinstitutionen zu Lesungen mit Michael Kumpfmüller, Alex Capus, Catherine Millet und Katharina
    Adler luden. Ebenjene Christiane Hoffmeister, Inhaberin des Bücherecks Niendorf Nord, ist nun die neue Preisträgerin des Hamburger Buchhandlungspreises. Verdient ist verdient, und wie innig die Beziehung von Autoren und Buchhandlungen sein können, bewies die Laudatio des Krimiautors Till Räther, der von Buchhandlungen als „wahre Tore der Welt“ sprach und das im Falle Niendorfer Büchereck noch präzisierte: Diese sei seine „Seelenbuchhandlung“.

    Senator Brosda lobte die Empathie der Buchhändler

    Der mit 2000 Euro dotierte Spezialpreis geht in diesem Jahr an „Strips & Stories“, die Comic-Buchhandlung auf St. Pauli. Die Inhaber Gesine Claus und Hans Ebert wurden bei der Verleihung von Zeichner Sascha Hommer belobigt – unter anderem für die Schaffung eines „sozialen Ortes“ und die Bereicherung des Hamburger Illustratoren-und-Comicerzähler-Netzwerks.

    Viele freundliche Worte also und viel Harmonie. Für letztere sorgten auch Literaturhaus-Chef Rainer Moritz und Sängerin Caroline Kiesewetter. Moritz gab gewohnt launig den Schlagerkenner, Kiesewetter („Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“) sang Bibliophiles, und Senator Brosda umriss abschließend nüchtern das Jobprofil: „Kenntnisreichtum, Empathie, Geschäftssinn – all das vereinen Buchhändler auf sich.“ Für zwei Jahre ist der Hamburger Buchhandlungspreis, der „virtuelle Wanderpokal“ (Brosda) nun in Niendorf zu Hause. Danach wird neu gewählt.

    Die 2018er-Finalisten – Felix Jud, Buchladen Osterstraße, Samtleben, Stories!, Cohen + Dobernigg, Seitenweise, Lüdemann, Sautter + Lackmann, Buchhandlung am Sand – haben dann wie alle anderen inhabergeführten Hamburger Buchhandlungen eine erneute Chance auf die Auszeichnung.

    Christiane Hoffmeister verwies in ihrer kurzen Dankesadresse sympathischerweise darauf, dass es „die beste Buchhandlung Hamburgs“ keineswegs gebe, „wir sind alle großartig“. Was ein schönes Schlusswort einer Veranstaltung war, in der sich die Buchhändler einfach mal selbst feierten. Weil das manchmal auch schön ist.