Hamburg. Borowskis neue Kollegin wird gespielt von Almila Bagriacik. Sie wurde als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet.
Kommissar Klaus Borowski hat eine neue Kollegin. Mila Sahin ist 28 Jahre jung, aus Berlin und blitzgescheit. Das merkt der alte Hase ziemlich schnell. Gerade noch am Boxsack in ihrem frisch bezogenen Büro zugange, hat sie die Lösung eines verzwickten Falls schon parat: „Der Suchkreis rund ums Haus war zu klein!“ „Mein Reden“, erwidert Borowski zufrieden. So geht es los im jüngsten Kieler „Tatort“.
Nicht nur im Fernsehen begegnen sich die beiden grundverschiedenen Charaktere auf Augenhöhe. Schon im Casting, das nach dem Weggang von Vorgängerin Sibel Kekilli zusammen mit Axel Milberg stattfand, sei „ein starkes Band“ zwischen ihnen entstanden, sagte NDR-Redakteurin Sabine Holtgreve. Deutschlands jüngste „Tatort“-Kommissarin wird gespielt von Almila Bagriacik(28). Man kennt die Darstellerin aus der Gangster-Serie „4 Blocks“ oder dem Drama „NSU – Die Opfer“. Im vergangenen Jahr wurde sie bei der Vergabe des Deutschen Schauspielerpreises als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet.
Fall gerät schnell zu einem Psychoduell
Mila Sahin kommt gerade zur rechten Zeit, denn schon bald muss ihr Partner aus Befangenheit vom „Geisterhaus-Fall“ abgezogen werden. Die Ermittlungen führen ihn in seine eigene Vergangenheit zurück: Einst verschwand Heike, die Ehefrau seines Freundes Frank (Thomas Loibl). Frank geriet in Verdacht, wurde aus Mangel an Beweisen aber freigesprochen. Inzwischen hat er eine neue Frau (Karoline Schuch), doch die fühlt sich von Geistern bedroht.
Oder woher sonst kommt der Galgenstrick, der plötzlich nachts im Hause baumelt, dazu ein Hocker – wie eine Aufforderung, sich zu erhängen? Borowski, der nicht an Gespenster glaubt, nimmt die Ermittlungen auf. Bleibt über Nacht, beobachtet, hört zu und fängt an, seinen alten Kumpel zu nerven. Langsam entwickelt sich die Beziehung mit Frank zu einem Psychoduell: Alte Rivalität und verletzte Gefühle branden auf.
Psychologisch spannender Filmstoff
Drehbuchautor Marco Wiersch beweist mit seiner zweiten „Tatort“- Arbeit „Borowski und das Haus der Geister“ ein Gespür für psychologisch spannenden Filmstoff, vergleichbar mit dem Hitchcock-Klassiker „Rebecca“. Das kommt nicht von ungefähr: Der Autor studierte Psychologie und arbeitete in einer verhaltenstherapeutischen Klinik, bevor er sich dem Drehbuchgeschäft widmete.
Dabei droht sein Blick in die menschlichen Abgründe nie abzudrehen; im Gegenteil: Der Zuschauer kann den Motiven der verletzten Töchter oder des enttäuschten Ehemannes stets folgen, ja er empfindet sogar oft Sympathie für sie, leidet mit ihnen. Die verzerrten nächtlichen Verfolgungs- und Angstsequenzen in Horrorfilm-Ästhetik verfehlen ihre schockierende Wirkung nicht. Um die empfindsamen Nerven des Sonntagabend-Publikums nicht zu überreizen, werden sie allerdings in homöopathischen Dosen gegeben.
„Tatort: Borowski und das Haus der Geister“, Sonntag, 20.15, Das Erste