Hamburg. Netflix erhält 112 Nominierungen für den TV-Preis Emmy. Und eine Serie des Online-Portals Hulu gilt als Favorit
Es ist ein Meilenstein in der Geschichte der Emmys, des weltweit größten Fernsehpreises: Erstmalig gehen die meisten Nominierungen für die Auszeichnung, die am 17. September in Los Angeles verliehen wird, nicht an einen Fernsehsender, sondern an einen Streamingdienst. Mit 112 Nominierungen verwies die Online-Plattform Netflix den Pay-TV-Sender HBO, der in den Vorjahren am häufigsten nominiert wurde, auf Platz zwei. HBO kam auf 108 Nominierungen. Auf Rang drei rangiert NBC, dessen Produktionen 76 Mal nominiert wurden.
Netflix verdankt diesen Erfolg Serien wie „The Crown“ (13 Nominierungen), die vom Leben Queen Elizabeths II erzählt und deren erste Staffel mit etwa 80 Millionen Dollar die bisher teuerste Produktion der Plattform ist. Zahlreiche Nominierungen erhielt Netflix auch für die Western-Serie „Godless“ (12), die Science-Fiction-Mystery-Reihe „Stranger Things“ (12) und für „Glow“ (10), eine Serie über weibliche Wrestler.
Die TV-Produktion mit den meisten Nominierungen kommt aber aus dem Hause HBO: Die mittlerweile siebte Staffel der Fantasy-Serie „Game of Thrones“, die in Deutschland beim Pay-TV-Sender Sky und im Free-TV auf RTL 2 läuft, wurde 22 Mal nominiert. Die achte und voraussichtlich letzte Staffel des Dauerbrenners wurde bereits in Auftrag gegeben. Sie soll 2019 ausgestrahlt werden. Schon jetzt gilt „Game of Thrones“ als die bisher erfolgreichste Serie in der Geschichte von HBO.
Die NBC-Comedy-Show „Saturday Night Live“, von der bei uns ProSieben Fun ausgewählte Folgen zeigt, kam auf 21 Nominierungen. Ebenso oft wurde die Science-Fiction-Western-Serie „Westworld“ von HBO nominiert, die hierzulande bei Sky zu sehen ist.
Neben Netflix schnitt auch der Streamingdienst Hulu bei der Vorauswahl gut ab. Seine Serie „The Handmaid’s Tale“, die 20 Mal nominiert wurde, gilt wegen ihrer unterschwelligen Bezüge zum Regierungsstil von Donald Trump als Favorit für die Emmy-Verleihung im September. In ihr geht es um einen autoritär regierten, fiktiven amerikanischen Staat, der sich von den USA abgespalten hat. Sie läuft bei uns auf dem Telekom-Portal Entertain TV. Vorlage der Serie ist der Roman „Der Report der Magd“ von Margaret Atwood, den Volker Schlöndorff bereits 1990 unter dem Titel „Die Geschichte der Dienerin“ verfilmt hatte. Insgesamt entfallen 181 Nominierungen auf Streamingdienste.
Auch Produktionen mit deutscher Beteiligung wurden in der Vorauswahl berücksichtigt. So die Krimi-Serie „The Alienist“, die sechs Nominierungen erhielt. Daniel Brühl spielt hier die Hauptrolle. Die Serie wurde für den Sender TNT produziert und kann in Deutschland bei Netflix abgerufen werden. Edward Berger („Deutschland 83“) führte Regie bei der fünf Mal nominierten Serie „Patrick Melrose“. In der Produktion des Pay-TV-Kanals Showtime geht es um einen britischen Lebemann. Sie ist hierzulande bei Sky zu sehen.
Schließlich wurde das ebenfalls nominierte Missbrauchsdrama „The Tale“, ein Fernsehfilm mit Laura Dern in der Hauptrolle, von der Berliner One Two Films mit Unterstützung von ZDF und Arte produziert. Gefördert wurde es zudem vom Medienboard Berlin-Brandenburg. In den USA lief „The Tale“ bei HBO. In Deutschland wird der Film trotz der Unterstützung durch das ZDF und Arte zuerst bei Sky zu sehen sein.