Hamburg. Das südafrikanische MIAGI Youth Orchestra gratulierte zu den 100. Geburtstagen von Mandela und Bernstein
Rot, Grün, Gelb, Blau, Schwarz sind die Farben der Flagge der Republik Südafrika. Und so bunt waren auch die Blusen, Hemden und Hosen der rund 100 Musiker des MIAGI Youth Orchestra bei ihrem Elbphilharmonie-Auftritt im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF). Hinter „Musik is a great investment“ verbirgt sich eine südafrikanische Bildungseinrichtung für Klassik, Jazz und mehr. Nachwuchsmusiker und vor allem benachteiligte Jugendliche werden hier in verschiedenen Ensembles gefördert. Das Youth Orchestra ist gewissermaßen das Flaggschiff. Jetzt ist es auf großer Tour durch die Konzertsäle der Welt, anlässlich des 100. Geburtstags von Nelson Mandela. Dessen Streben nach Frieden, Freiheit und der schillerschen Utopie von „alle Menschen werden Brüder“ hat sich MIAGI auf die Fahnen geschrieben.
Da machte es Sinn, das Konzert mit Beethovens Ouvertüre zu Goethes Trauerspiel „Egmont“ zu beginnen. Der flandrische Graf kämpfte im 16. Jahrhundert gegen die Spanier um Freiheit für sein Land. Mit dem jungen Briten Duncan Ward hat man sich einen Shootingstar als Dirigenten für diese Tour eingeladen. Der zeigte jedenfalls, dass er zu Recht von Simon Rattle und Daniel Barenboim gefördert wird. Bei der „Egmont“-Ouvertüre hatte er ein gutes Händchen für die Balance von Spannung und Dynamik, die dramatischen Momente kamen gekonnt vorbereitet daher. Schon hier staunte man nicht schlecht, wie gut die Blechbläser ihre exponierten Stellen im Griff hatten. Zu ihnen gesellten sich die Holzbläser und das Schlagwerk bei Strawinskys „Feuervogel“. Natürlich kann man das MIAGI Youth Orchestra nicht mit Weltklasse-Profis wie den Berliner Philharmonikern vergleichen, doch Strawinskys höllisch schwerer Klassiker konnte sich wirklich hören lassen. Alle Achtung.
Nach der Pause war dann Party angesagt. Zunächst wurde dem Dirigenten und Komponisten Leonard Bernstein zum 100. Geburtstag am 25. August mit dessen „Prelude, Fugue & Riffs“ gratuliert. Es steckt ein vibrierender, ansteckender Rhythmus in diesem Ensemble, den man von großen Orchestern nicht immer hört. Und als zum Abschluss Wards „Rainbow Beats – Suite for 100 Years Nelson Mandela“ uraufgeführt wurde, konnte das Orchester nicht nur zeigen, wie exzellent seine Mitglieder sind, sondern außerdem, wie gut sie südafrikanische Lieder im Chor singen können. Die Spannung und der Swing kochten im Verlauf immer höher, bei den Zugaben groovten Orchester und Publikum gemeinsam. Gute Musik, gute Stimmung, was will man mehr von einem Konzert?