Hamburg. Ordentlich „BTOOM!“verspricht Festivalchef András Sieboldfür seine nächste Saison

    „Da knallt was rein“, beschreibt András Siebold die neue, comichafte Plakat- und Programmheft-Optik des Internationalen Sommerfestivals. Und fasst damit auch sehr hübsch die inoffizielle Funktion seines aktionsreichen Programms zum Ende der Hamburger Sommer-Spielzeitpause zusammen. Lautmalerisch liest sich das dann so: „FTTTTTP!“ oder auch „BTOOM!“

    Vom 8. August an will Festivalchef Siebold auf Kampnagel „Grenzen überwinden“ und die scheinbaren Gegensätze Hochkultur und Subkultur versöhnen. Er ist dabei um Schwellenangstabbau ohne Niveauverlust ernsthaft bemüht. Der Abend „Streb Extreme Action“ etwa ist Stunt-Show, Extremsport, Artistik in einem. „Das ist auch toll für Leute, die sonst gern in den Zirkus gehen!“ Die New Yorkerin Elisabeth Stebs gastiert zum ersten Mal in Hamburg.

    Traditionell finden sich in der Festivalarchitektur zahlreiche Verweise, Verknüpfungen, Komplizenschaften. Thom Luz, der „beste Nebelspezialist des deutschsprachigen Theaters“, ist nur ein Beispiel: Luz kommt mit seinem Bühnenstück „Girl from the fog machine“, in dem er Schauspiel, Musik und Nebelmaschinenkunst verbindet – und vernebelt auch in der Kirche St. Gertrud ein Konzert der Schweizer Jazz-Genreübertreter Tobias Preisig (Geige) und Stefan Rusconi (Kirchenorgel). Eine Art Startrampe bietet das Sommerfestival für eine Arbeit, die anschließend um die Welt geht: Die Agentenstory „The mysterious Lai Teck“ von Ho Tzu Nyen aus Singapur feiert Uraufführung in Winterhude. Der Bildende Künstler bekommt außerdem begleitend eine große Einzelausstellung im Hamburger Kunstverein.

    Als „Empfehlung für alle Eltern, die mal wissen wollen, was ihre Kinder so am Wochenende treiben“ beschreibt Siebold den Abend „Crowd“ der Französin Gisèle Vienne, die schon 2013 und 2015 auf Kampnagel bejubelt worden ist. Sie bringt diesmal den ekstatischen Ausnahmezustand einer durchfeierten Nacht auf die Bühne. Aus Kuba kommt erstmals die herausragende Malpaso Dance Company, die dem kubanischen Tanz eine neue Farbe hinzufügen wird.

    „Für Hartgesottene“ und definitiv aus der Abteilung Subkultur ist die Wiener Performancekünstlerin Florentina Holzinger mit einer „Freakshow“, für die das Programmheft eine Art Sicherheitshinweis bereithält: „Wer kein Blut sehen kann, sollte hier ausnahmsweise wirklich fernbleiben.“ Das gilt natürlich nicht für Konzerte wie das des Sun Ra Arkestra, von Blumfeld oder Get Well Soon und Musiktheater unter Beteiligung der Hamburger Band Kante („Das Haus der herabfallenden Knochen“) oder des Musikers Andreas Dorau: „König der Möwen“ heißt das neue Hamburg-Musical „zwischen Identitätssuche und Gentrifizierung“. Auch diese Weltpremiere dürfte eher nicht Mainstream sein, sondern – „BTOOM!“ – schön knallen.

    Internationales Sommerfestival 8.–26.8., Kampnagel, Karten und Programm unter T. 27 0 9 49 49 und www.kampnagel.de