Hamburg. Intendant Kühnel stellt Programm der Spielzeit 2018/19 vor
Schon ein Jahr soll es her sein, dass Jeffrey Tate bei der Vorstellung der laufenden Saison auf dem Podium der Symphoniker Hamburg saß? Nach seinem plötzlichen Tod im Juni 2017 hat das Orchester ein Jahr lang Trauer getragen. Am Donnerstag stellten Intendant Daniel Kühnel und der designierte Chefdirigent Sylvain Cambreling in der Laeiszhalle die Spielzeit 2018/19 vor, und Tates Geist war auf eine Weise zugegen, die der Freude über den Aufbruch mit Cambreling eine besondere Tiefe gab.
„Neue Wege“ ist die Saison überschrieben. Das liegt angesichts der personellen Situation auf der Hand, einerseits. Andererseits muss man wieder einmal attestieren, dass die Dramaturgen des Orchesters (Wer das ist? „Bei uns machen alle alles“, sagte Kühnel) aus den gängigen Programmschubladen locker heraushüpfen. Überraschungen im Bekannten zu finden, ist ein wunderbares Mittel, um das Publikum erst zu fangen und dann zu bewegen. Cambreling gibt seinen Einstand beim 2. Symphoniekonzert – ein früherer Termin war bei den kurzen Vorläufen nicht möglich – mit Beethovens Neunter. Die spielt das Orchester so oft wie wahrscheinlich kein anderes. Dieses Mal aber wird es den Jubel der „Ode an die Freude“ mit Schönbergs so kurzem wie erschütternder Kantate „Ein Überlebender aus Warschau“ kontrastieren.
Acht weitere Konzerte mit dem neuen Chef stehen an, mit Raritäten, die neugierig machen, darunter Debussys „Martyrium des Heiligen Sebastian“ in konzertsaaltauglicher Länge dank einer Textfassung von Martin Mosebach oder das „Stabat Mater“ des viel zu unbekannten Polen Karol Szymanowski. Es singt die EuropaChorAkademie, mit der die Symphoniker eine weitreichende Kooperation eingegangen sind.
Der Erste Gastdirigent Ion Marin eröffnet die Saison und leitet drei weitere Konzerte. Klangvoll die Namen der Gäste: Der international gefragte junge Dirigent Lorenzo Viotti gibt sein Symphoniker-Debüt, unter den Solisten sind die Pianistin Marta Argerich, die Schauspielerin Dörte Lyssewski und der junge Cellist Andrei Ionita. Das Education-Programm brummt. Der Großteil der „erwachsenen“ Konzerte findet in der Laeiszhalle statt, aber ein paar Ausflüge in die Elbphilharmonie sind auch drin.
Die Besucherzahlen steigen, berichtete Kühnel. 72.000 waren es in der vergangenen Saison, 9000 mehr als in der Saison davor. Kühnel sprach vom „besten Ergebnis aller Zeiten“. Die neuen Wege stehen offen.