Hamburg. In der fast ausverkauften Laeiszhalle stellte das Duo vor allem die Titel des aktuellen Albums „Nightfall“ vor

„Ach, schööön!“, entfährt es einer Besucherin des Konzerts von Trompeter Till Brönner und Bassist Dieter Ilg in der fast ausverkauften Laeisz­halle. Und tatsächlich ist es gerade genau das: schön. Blaue-Stunde-schön. Sehnsuchtsvoll-seufzend-schön. Ein Hach-Moment.

Von denen gibt es einige im Laufe des inklusive Pause zweistündigen Abends, schließlich besteht das Programm vor allem aus den Nummern des Duo-Albums „Nightfall“, das Standards wie „Body And Soul“ und „Nobody Else But Me“ mit Coverversionen wie „Eleanor Rigby“ (Beatles) und „A Thousand Kisses Deep“ (Leonard Cohen) verbindet. Sichere Nummern, in diesem Fall allerdings nicht auf Nummer sicher ­gespielt.

Brönner wird ja gelegentlich zu ­große Mainstream-Nähe vorgeworfen, doch auf diesem Album und vor allem in der Live-Umsetzung zeigt sich, dass er auch anders kann. Die Klassiker sind nur die Grundlage für gemeinsame ­Exkursionen von Bass und Trompete, bei der Eigenkomposition „Wetterstein“ wird es sogar mal richtig quietschig-laut. Brönner setzt scharfe Luftstöße ins Blech, während Ilg mit ­befeuchteten Händen über den Korpus seines Basses wischt. Ganz schön schrill. Schön auch die Idee, den will.i.am-Hit „Scream & Shout“, ein Tanzflächenfüller, bei dem Kunstnebel über die Bühne wabert, zu covern und das Kirchenlied „Ach bleib mit deiner Gnade“ in einer Electrojazz-Version zu spielen, die an die von ­Melancholie durchwirkten Soundflächen des Norwegers Nils Petter Molvær erinnert.

Zwar steht Brönner wegen seiner launigen Zwischenmoderationen häufig im Mittelpunkt, doch musikalisch ist Ilg stets auf Augenhöhe. Und mehr als das: Seine Soli werden vom Publikum besonders gefeiert. Viele Jahre kannten die beiden sich schon, jetzt sind sie erstmals eine Einheit und natürlich weit mehr als eine „Fußgängerzonenband“, wie Brönner das Duo scherzhaft nennt. Kein Abend, an dem der Jazz neu erfunden wird, klar, aber schön ist’s schon.