Hamburg. Star-Sopranistin Angela Gheorghiu in Giacomo Puccinis „Tosca“ stürmisch gefeiert

Wer „Tosca“ kennt, der weiß, was Eifersucht ist. Beim leisesten Verdacht steht die schöne Römerin schon in Flammen. Selbst das Madonnenbild, das ihr Liebster Cavaradossi, ein Maler, gerade auf eine Kirchenwand pinselt, ist ihr „zu schön“.

Wer Puccinis Oper kennt, weiß auch: Das nimmt kein gutes Ende mit Toscas besitzergreifender Art zu lieben. Aber bis sie am – zumindest mitverschuldeten – Ende von der Engelsburg in den Tod springt, hat sie in der haarsträubenden Geschichte um Intrige, Folter und Mord die dankbarsten Auftritte. Wer wäre dafür geeigneter als die Sopranistin Angela Gheorghiu? Knallvoll war die Staatsoper beim ersten von drei Abenden mit der rumänischen Dauerdiva, und durchs Publikum wehten Namen unsterblicher Puccini-Interpreten wie Jussi Björling oder Maria Callas.

Was Extravaganz betrifft, hat Gheorghiu keine falsche Scheu, es der Callas gleichzutun. Diese Frau weicht keinen Zentimeter ab von dem, was sie will. Eine zusätzliche Pause soll sie durchgesetzt haben und noch einiges andere. Die Tosca verkörperte sie in einer Intensität, als wäre diese ihr Alter ego. Anfangs meinte man an den Rändern der Stimme Spuren der fortgeschrittenen Jahre zu hören, doch im Lauf des Abends sang sich Gheorghiu frei: betörend das Timbre, fein abgetönt die Übergänge. Wie eine Furie rang sie im zweiten Akt mit dem Polizeichef Scarpia um das Leben Cavaradossis. Und in der Arie „Vissi d’arte“ gab sie dem Affen erst richtig Zucker. Szenenapplaus, Kusshände. Opernfan, was willst du mehr?

Riccardo Massi gab einen jugendlich unbekümmerter Cavaradossi mit mühelos strömender Tenorstimme. Wenn er aus der Tiefe des Bühnenraums sang, fehlte es ihm gelegentlich an Durchschlagskraft. Beim berühmten „E lucevan le stelle“ aber dachte niemand mehr an Akustik und Balance. Und Franco Vassallo zeichnete den fiesen Scarpia mit seinem feinen, hellen Bariton als reinrassigen Zyniker. Schaurig, wie sich die Harmonien im Orchester gegeneinander verschoben, als er seinen Mordplan fasste.

Für eine Opernaufführung braucht es allerdings noch ein paar Mitwirkende mehr als eine Diva plus singende Entourage. Darum schienen sich die Sänger herzlich wenig zu scheren. Sollte das Orchester doch sehen, wie es ihnen hinterherkam.

Dirigent Pier Giorgio Morandi war bei der Abstimmung jedenfalls keine große Hilfe, und so klapperte es nachhaltig zwischen Bühne und Graben. Das war bisweilen dann doch schade um diese hemmungslos sentimentale, aber erzählerisch so genaue Musik.

„Tosca“ wieder Do 29.3, 19.30, Staatsoper, anschließend Autogrammstunde mit Angela Gheorghiu, Karten unter T. 35 68 68