HAmburg. Fernando Aramburu stellte sein kolossales Baskenland-Epos „Patria“ in Hamburg vor

Gute Bücher kann man nicht genug loben. So dachte sich das der Journalist und Moderator des Abends, Paul Ingendaay, im Literaturhaus, und deshalb kam er aus dem Preisen nicht mehr heraus, was ja auch nett war. Direkt neben ihm auf dem Podium saß Fernando Aramburu, der Autor des von Ingendaay gefeierten Romans „Patria“ (Rowohlt, 25 Euro), und ließ sich die freundlichen Worte sehr gern gefallen.

Der Autor muss noch gefunden werden, der Elogen auf sein Werk nicht huldvoll und selbstbewusst entgegennähme!

Der Lorbeerkranz für den Dichter ist im Falle Aramburus freilich nichts anderes als verdient. In seinem Baskenland-Epos „Patria“ gelingt es ihm, die zerstörerischen und nachwirkenden Kräfte der Eta, die jahrzehntelang im Untergrund gegen die spanische Staatsmacht kämpfte, literarisch zu bändigen – und in einen bewegenden Familienroman zu verwandeln. Aramburu wurde 1959 in San Sebastián geboren, erlebte den Terror der Eta aus der Nähe, „und vor dem Fanatismus haben mich damals die Bücher bewahrt“. So sagte er es im bis auf den allerletzten Platz gefüllten Literaturhaus, wohin ihn Literaturhaus und Instituto Cervantes eingeladen hatten. Aramburu hatte keine lange Anreise, seit 1985 lebt er in Niedersachsen.

Einen kurzen Teil las Aramburu auf Spanisch

Und so mag es für ihn eine kleine Pointe sein, dass er nun auch in seiner Wahlheimat auf der Bestsellerliste steht. Noch wichtiger ist jedoch der Erfolg in Spanien, wo „Patria“ nicht nur als erster großer Roman zum baskischen Konflikt gilt, sondern auch ein Kommentar zur Gegenwart der katalonischen Unabhängigkeitswünsche ist. Mehr als 700.000-mal hat sich „Patria“ in Spanien verkauft. Ein gewaltiger Erfolg für Aramburu, der in geschliffenem Deutsch von der Schwierigkeit erzählte, sich während des Konflikts als Baske offen gegen die Eta zu stellen, von seinen Begegnungen mit den Eta-Opferfamilien und von der Ge­walt, die Gesellschaften krankmache. „Gute Mensche sollten den Tod nicht feiern“, sagte Aramburu.

Die Thalia-Schauspielerin Oda Thormeyer las Textpassagen; gut gewählt waren die, weil sie die Existenzschwere und gleichzeitig den Humor des Buchs ausstellten. Die Spanier und Deutschspanier im Publikum dürften sich jedoch besonders über Aramburus kurze Spanisch-Lesung gefreut haben. Einen Einblick in die Schreiberwerkstatt gab er auch, als er von den früheren Puzzle-Sessions mit seinen inzwischen erwachsenen Töchtern berichtete. In „Patria“ stehen die Erzählungen von neuen unterschiedlichen Figuren nebeneinander. Da muss man als Erzähler trefflich puzzeln, damit ein so kolossales Ergebnis herauskommt.