Hamburg.

In einen Jazzclub hätten das um Flötistinnen und Holzbläser erweiterte Ensemble Resonanz plus die vierköpfige Band von Stacey Kent nicht hineingepasst. Aber vielleicht wäre es statt des Großen Saales der Elbphilharmonie der bessere Ort für das Konzert der Amerikanerin gewesen. Kents Gesang und ihre feinsinnigen Interpretationen von Jazz-Nummern, Chansons und brasilianischen Liedern bedürfen eines intimen Rahmens.

In der ausverkauften Elbphilharmonie kommen die melancholischen Deutungen nur in den unteren Blöcken an. Es fehlt Stacey Kent an Aura und ihrer Band an Energie, so ein mächtiges Auditorium zu füllen. Was in der Intimität eines Clubs funktionieren würde, verweht hier.

Auch das versierte Ensemble ­Resonanz kann den ohne große Höhepunkte dahinplätschernden Abend nicht retten. Das Kammerorchester begnügt sich damit, einen weichen Klangteppich für die Solistin zu legen, doch besonders gefordert werden die Streicher dabei nicht. Vielleicht ist auch die Zusammenstellung des Programms nicht geeignet, um jeden Zuhörer auf die „Traumreise“ mitzunehmen, wie sich Stacey Kent das wünscht.

Sie hält sich in ihrem Programm überwiegend an die Kompositionen, die sie für das Album „I Know I Dream – The Orchestral Sessions“ ausgesucht hat. Antônio Carlos Jobims „Photograph“ gehört ebenso dazu wie Juliette Grécos „Les amours perdues“. Den Text des Titelsongs „I Know I Dream“ hat übrigens Nobelpreisträger Kazuo Ishiguro für sie geschrieben.

Aus dem Rahmen der Balladen und langsamen Stücke fallen nur „The Bullet Train“, weil es rhythmisch vertrackter ist, und zwei swingende Nummern. Doch Euphorie bricht nicht gerade aus. Im Gegenteil: Im Laufe des Konzerts verlässt eine ganze Reihe von Zuhörern den Saal, weil der Sound, der sie erreicht, zu dünn klingt. Das Album, das Stacey Kent mit den Orchester-Arrangements in London aufgenommen hat, ist durchaus hörenswert, aber die Live-Umsetzung gelingt nicht. Es klingt wie Hintergrundmusik in einer Cocktailbar, zu wenig für ein großes Konzerterlebnis.