Hamburg. Vertrag zwischen Intendant Schneider und Inhaber Hunke ist bis 2027 verlängert

Die roten Kerzenlichter neben den „Stolpersteinen“ leuchteten. Sie mahnten am gestrigen 9. November vor den Hamburger Kammerspielen an die von den Nazis ermordeten früheren Bewohner der Hartungstraße. Im Haus im einst jüdischen Grindelviertel soll das ebenfalls nicht vergessen werden.

„Tradition“, auch dieses Wort fiel öfter, als Intendant Axel Schneider und Inhaber Jürgen Hunke im Logensaal ­saßen. Von Januar 2018 bis Mitte 2019 wird Schneider, der die Kammerspiele bereits seit 2003 betreibt, erstmals auch den 100-Plätze-Saal im Untergeschoss bespielen. Für jenen (Versuchs-)Zeitraum überlässt ihm Hunke miet- und nebenkostenfrei den Logensaal, der seit Ende 2016 leer gestanden hatte.

Schon am 21. November wird der Logensaal mit einer Veranstaltung zum 70. Jahrestag der Uraufführung von Wolfgang Borcherts Kriegsheimkehrer-Drama „Draußen vor der Tür“ in den Kammerspielen wiedereröffnet. Vier Schauspieler halten eine szenische ­Lesung mit Gedichten und Kurz­geschichten Borcherts, die Band Boehmer spielt. „Es gibt in Hamburg sehr viele Schauspieler, die eine eigene Band ­haben“, hat Schneider festgestellt. Ihnen soll zunächst von Januar bis Juni zweimal im Monat dienstags beim „Groovy Tuesday“ eine Bühne geboten werden. Dazu kommt eine Sonderveranstaltung zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar ­sowie bereits vom 3. Dezember an ein Kinderprogramm für Drei- bis Sechsjährige, Eltern und Großeltern mit dem Stück „Zum Glück gibt’s Freunde“.

Zuvor hatte Schneider mit Hausherr Hunke den Mietvertrag für die Kammerspiele um weitere zehn Jahre bis August 2027 verlängert: „Das ist für die Stadt ein gutes Zeichen, für die Menschen und auch für die Kultur“, sagte Hunke, der das Theater vor 21 Jahren von der Stadt gekauft hatte. Seit 2002 hat der Unternehmer mehrere Millionen Euro in eine aufwendige Sanierung gesteckt. Investiert wäre der falsche Begriff: Dass Hunke („Ich wollte nicht, dass aus dem Haus ein Supermarkt wird“) mit den Kammerspielen und dem Logensaal in seinem Leben noch viel Geld verdienen wird, damit rechnet er selbst nicht.

Dass die Zahlen beim Multiintendanten Schneider stimmen, dafür soll jetzt Robert Hille sorgen. Der 41-Jährige ist neuer Geschäftsführer der Stäitsch Theaterbetriebs GmbH, unter deren Dach Schneider noch das Altonaer, das Harburger Theater und das Haus im Park in Bergedorf betreibt. Hille, von 2007 bis 2013 Geschäftsführer der Hamburger Camerata und danach beratend bundesweit tätig, folgt Holger Zebu Kluth (55), der zum Oktober die Leitung der Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ übernommen hat.

Hilles Vorvorgänger als Geschäftsführer (bis 2004), Dietrich Wersich, war gestern ebenfalls anwesend. Der CDU-Politiker hat jüngst den ersten Kammerspiele-Freundeskreis gegründet. Neben dem Vorsitzenden gehören ihm bereits die Musikhochschul-Dozentin Prof. Manuela Rousseau (Beiersdorf AG) und der ­Kabarettist Hans Scheibner an. „Wir wollen die Tradition des Hauses pflegen“, sagte Wersich.

Programm:www.hamburger-kammerspiele.de