Hamburg. Die Deutsche Stiftung Musikleben feierte 55. Geburtstag in der Elbphilharmonie

In solchen Momenten darf man auch mal ganz leicht neidisch sein: Wohl nur die wenigsten von uns anderen werden die Gelegenheit erleben, einen Auftritt im Großen Saal der Elbphilharmonie zu haben – ganz allein, nur das Instrument zum Festhalten und Fliegen; und die Musik und die Aura ­dieses Raums, vollgetankt mit Adrenalin, Freude und Aufregung. Rund 30 Jüngst- und Jung-Talente hatten jetzt diese Chance zum Träumen und Glühen. Die Deutsche Stiftung Musikleben, als deren Spitze seit Langem Irene Schulte-Hillen fremde Konten sanft erleichtert und karrierewichtige Türen öffnet, feierte ihren 55. Geburtstag mit einem überlangen Spezial-Konzert im neuen Hamburger Konzerthaus. Und bei dem einen oder anderen Programmpunkt schien es sehr, als ob es mit den Künstlerinnen und Künstlern dort ein Wiederhören geben könnte.

Der Cellist Andrei Ionita beispielsweise – Schostakowitschs frühe Sonate op. 40 war sein Stück Glück, ein Stück, an dem man sich schneller verheben kann, als es braucht, den Komponistennamen zu buchstabieren. Ionita jedoch hatte die Größe, den Überblick und die innere Spannung, um die vier Sätze klug und ausdrucksvoll zu gestalten. Hinreißend und hauchzart abgestuftes Kon­trastrepertoire: Ravels verträumt-impressionistisches „Introduction und Allegro“-Septett mit Harfe, Flöte und Klarinette, bei dem alle Beteiligten genossen, wie wenig man in dieser Akustik machen muss, um bis ins letzte Detail präsent zu sein.

Sehr eigen, sehr charakterstark war der Solo-Auftritt der Geigerin Veriko Tchumburidze, die sich in einen Lichtkegel begab, um sich Ysaÿes „Jacques Tibaud“-Solo-Sonate zu stellen. Höchstanforderung, rasante Brillanz, in diesem Moment unbeirrbarer Ausdruckswille. Kann man auch kürzer beschreiben: toll. Mit Ausrufezeichen.

„Vielversprechend“ kann auch ein undankbares Wort sein, weil es so sehr Hypothek ist. Für die Leidenschaft, mit der Mariam Batsashvili sich tastenlöwig in Liszts Bearbeitung von Themen aus Händels „Almira“ warf, passt es. Weitere Bonbons im Jugend-brilliert-Repertoire waren die Kollektiv-Auftritte von etlichen Blechbläsern und zwölf Celli, die wie ein grundgütiger Hummelschwarm Klengels „Hymnus“ zum Klingen brachten.