Hamburg. Beim G-20-Gipfel zog es die Präsidentengattin ins Museum, verriet jetzt dessen Chef
An Kunst dürften in den von Gewalt geprägten Julitagen nur wenige Teilnehmer des G20-Gipfels gedacht haben, aber es gab Ausnahmen. Wie Kunsthallen-Direktor Christoph Martin Vogtherr erst jetzt ausplauderte, kam es am Rande des Gipfels zu einem bemerkenswerten Besuch in Hamburgs größtem Kunstmuseum. Bereits Anfang Juni hatte die Kunsthalle über das französische Generalkonsulat signalisiert bekommen, dass Brigitte Macron, die Frau des französischen Präsidenten, das Museum gern besuchen würde. Ihr besonderes Interesse gelte der deutschen Romantik, speziell Caspar David Friedrich. Der Besuch war für den 7. Juli terminiert, wurde aber aufgrund der Gewaltausbrüche an jenem Freitag kurzfristig abgesagt.
Doch am folgenden Sonnabend gab es eine erneute, recht spontane Anfrage. Nachdem die Sicherheitslage mit dem BKA abgesprochen war, fuhr die Première Dame zur normalen Öffnungszeit mit kleiner Entourage, die aus einem persönlichen Referenten und mehreren Bodyguards bestand, am Haupteingang vor, wo sie von Christoph Martin Vogtherr begrüßt wurde. „Ich habe Frau Macron geführt und ihr wunschgemäß Caspar David Friedrich gezeigt, was sie sehr beeindruckt hat. Sehr interessiert war sie auch an der Kunst der Goethe-Zeit in der Rotunde“, sagt der Kunsthallen-Direktor, der nach der Führung mit Frau Macron im Café Liebermann noch ein längeres Gespräch führte, in dem es vor allem um Literatur ging. „Interessant war ihre Feststellung, dass es in Frankreich eigentlich kein Pendant zu Goethe gibt, also keine literarische Persönlichkeit mit ähnlich universalistischem Interesse und Anspruch“, sagt Vogtherr, dessen prominente Gesprächspartnerin von vielen der Kunsthallen-Besucher erkannt wurde. „Die Reaktionen waren positiv und freundlich, ein Kellner bat Frau Macron, ein Selfie mit ihr machen zu dürfen, was für sie überhaupt kein Problem war“, erinnert sich Vogtherr, der Frau Macron nach gut zwei Stunden wieder nach draußen geleitete.
Sind solche Prominentenbesuche üblich? „Ja, meistens werden sie vorher angemeldet, sodass wir das Programm vorab entsprechend der jeweiligen Interessen planen können, aber manchmal läuft das auch anders“, antwortet Vogtherr, der schmunzelnd verrät, dass er einige Wochen zuvor von einem anderen prominenten Gast überrascht worden war: Da hatte sich Woody Allen als ganz normaler Besucher das Museum angeschaut – und Wert darauf gelegt, völlig unbehelligt zu bleiben.