Hamburg. Der Schauspieler Christian Quadflieg liest in der Komödie Winterhuder Fährhaus
Am Sonntag wird Christian Quadflieg in der Komödie Winterhuder Fährhaus aus den Werken von Erich Kästner lesen. Der Schauspieler, vielen noch immer als „Landarzt“ bekannt, liebt vor allem dessen Sprache.
Woher rührt Ihre Faszination für Erich Kästner?
Christian Quadflieg: Erich Kästner war ein Meister der präzisen Sprache. Er konnte mit seiner Wortwahl genaue Bilder im Kopf des Lesers entstehen lassen. In seinem Text „Sachliche Romanze“ schreibt Kästner: „Nebenan übte ein Mensch Klavier.“ Übte, nicht spielte. Sofort entsteht die Assoziation über den Nachbarn, der sich wieder mal am Piano versucht. Meisterhaft.
Viele Leser verbinden mit Kästner vor allem Kindheitsbücher wie „Emil und die Detektive“ oder „Pünktchen und Anton“.
Auch diese Bücher sind großartig. Mich ärgert aber, dass Kästner als Literat so unterschätzt wird. Viele kennen außer seinen Kinderbüchern nur Bonmots wie etwa: „Was immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“ Dabei schrieb er wunderbare Gedichte und Prosatexte. Mit liebevollem Zynismus und sarkastischer Güte.
Warum ist Ihnen Kästner gerade jetzt so wichtig?
Mit Sorge beobachte ich, dass zunehmend schlampiger mit unserer Sprache umgegangen wird. Ausdrücke in der politischen Debatte wie „Wir werden sie jagen“ über unsere Kanzlerin sind an Primitivität nicht zu unterbieten. Das ist ja die Masche der AfD. Deren Politiker provozieren ständig und behaupten dann, ihre Äußerungen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Oder sie erklären, dass man das ja wohl noch mal sagen dürfe. Sie wollen ihre verbale Verrohung auch noch decken durch die Meinungsfreiheit. Dabei beginnt die Verwahrlosung des Denkens mit dem falschen Gebrauch der Sprache. (pw)
Christian Quadflieg liest Erich Kästner, 15.10., 11.30 Uhr, Komödie Winterhuder Fährhaus, Hudtwalckerstr. 13 (U Hudtwalckerstr.), Karten zu 20 Euro, T. 480 68 00