Hamburg. Der Gründer der Eurythmics besucht das Musikereignis bereits zum vierten Mal

Seine Stimme ist sanft. „Ich bin eigentlich kein großer Sänger“, sagt Dave Stewart. „Ich brummele eher wie Leonard Cohen, aber die Sängerinnen auf ,The Duets‘ haben allesamt großartige Stimmen.“ Stewart, in der vergangenen Woche 65 geworden, hat sich zum Geburtstag ein Album mit Duetten geschenkt, die er in den vergangenen Jahren in Nashville in den Blackbird Studios aufgenommen hat. Stevie Nicks von Fleetwood Mac ist gemeinsam mit ihm zu hören, er war mit Joss Stone, Karen Elson, Alison Krauss und ein paar anderen Country-Sängerinnen im Studio. Herausgekommen ist bei den Sessions eine entspannte Platte mit Liebesballaden („Nashville Sessions, The Duets, Vol. 1“, Membran). „Alle diese Aufnahmen sind mit derselben Band und ohne technische Tricks entstanden“, erzählt der frühere Gitarrist der Eurythmics im Hamburger East Hotel. Stewart ist nicht nur für eine Stippvisite gekommen. Bis zum kommenden Wochenende bleibt der passionierte Hutträger in Hamburg – und das mit einem vollen Terminkalender.

„Love Is a Stranger“ heißt sein Vortrag nach einem Song

Zum vierten Mal ist Stewart bereits zu Gast beim Reeperbahn Festival, das heute beginnt. Zum dritten Mal als Gastredner. „Love Is a Stranger“ heißt sein Vortrag nach einem Song der Eurythmics aus dem Jahr 1983. „Der Song ist hochaktuell, weil Annie sich am Ende des Liedes in einen Roboter verwandelt. Ich werde die technologische Entwicklung in der Popmusik von den 80er-Jahren bis zur Gegenwart darstellen. Diese Entwicklung ist rasant, doch auf die Qualität des Songschreibens hat sie keine Auswirkungen gehabt“, sagt der über und über tätowierte Musiker. Auch Stewart weiß, dass Fortschritt nicht aufzuhalten ist, doch er gehört zu den Musikern, die sich nicht zum Sklaven von immer komplexer werdenden Studiotechnik machen lassen. „In Nashville haben wir mit altem Equipment aufgenommen. Zum Teil haben die Duett-Partnerinnen und ich ins gleiche Mikrofon gesungen“, erzählt er. Assoziationen an Nancy Sinatra und Lee Hazlewood, das überragende Pop-Duo der 60er-Jahre, entstehen zwangsläufig.

Vom Reeperbahn Festival wird Dave Stewart nicht allzu viel mitbekommen, denn am Donnerstag ist er Gast einer Show zum 40. Bühnenjubiläum von ­Nena, die in Hamburg aufgezeichnet und am 7. Oktober im ZDF ausgestrahlt wird. „Wir werden zusammen einen Song singen, den ich für sie produziert habe. Am Freitag folgt dann auch noch ein Videodreh“, berichtet der Erfolgsproduzent. Stewart hat nicht nur mit den Eurythmics fast 100 Millionen Alben verkauft, sondern auch mit Paul McCartney, Tom Petty, Mick Jagger und anderen gear­beitet.

Mit Annie Lennox will der Engländer mit Wohnsitzen in Los Angeles, Nashville und auf Jamaika demnächst wieder über ein gemeinsames Projekt reden. „Wir wissen noch nicht, was wir zusammen machen werden, aber Annie ist im Oktober vier Wochen in Los Angeles, da ist genug Zeit für Gespräche.“