Hamburg. Die höchste Auszeichnung des Hamburger Filmfests wird dem Regisseur im Oktober verliehen
Überraschung für Wim Wenders: An seinem 72. Geburtstag hat das Filmfest Hamburg gestern bekanntgegeben, dass der Filmemacher den Douglas-Sirk-Preis gewinnt. Verliehen wird er ihm am 13.Oktober, wenn sein neuer Film „Submergence“ Deutschland-Premiere in der Hansestadt feiert.
Vor wenigen Wochen erst hatte sich Wim Wenders aus Hamburg verabschiedet, wo er von 2003 bis 2017 an der Hochschule für bildende Künste Studierenden das Filmhandwerk und die Filmkunst gelehrt hatte. Jetzt kann er in zwei Monaten ein ausgezeichnetes Comeback feiern. Filmfest-Chef Albert Wiederspiel schildert ihn als „einen der bedeutendsten Filmemacher der Welt“, der sich große Verdienste um das Autorenkino erworben habe. „Wir wollen damit auch sein unermüdliches Engagement für das europäische Kino und seinen großen Einsatz für den deutschen Film ehren“, schreibt Wiederspiel. Wenders, der lange in den USA gelebt hat, kehrte zurück nach Deutschland und ist seit mehr als 20 Jahren Präsident der Europäischen Filmakademie.
Seit 50 Jahren ist Wenders im Filmgeschäft. Sein Oeuvre ist vielfältig. Zu seinen großen Spielfilmen zählen „Der Himmel über Berlin“, „Paris, Texas“, „Alice in den Städten“ und „Bis ans Ende der Welt“. Der Stadt Hamburg hat er in „Der amerikanische Freund“ ein filmisches Denkmal gesetzt. Er ist für sein Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Seine Dokumentarfilme „Buena Vista Social Club“, „Pina“ und „The Salt of the Earth“ brachten ihm jeweils Oscar-Nominierungen ein.
Aber Wenders ist nicht nur Regisseur. Er hat Filme seiner Kollegen produziert, nachdenkliche Bücher über das Filmemachen geschrieben und ist ein renommierter Fotograf. Zurzeit ist er besonders umtriebig. Im Juni hatte seine Inszenierung von George Bizets „Die Perlenfischer“ Premiere an der Staatsoper Berlin. Im September wird „Submergence“ beim Filmfestival in Toronto Weltpremiere feiern. Eine Ausstellung seiner Polaroid-Fotos ist in London geplant. Und er arbeitet an einem Dokumentarfilm über Papst Franziskus.
Wenders aber kennt auch die Schattenseiten des Geschäfts, denn er musste den Konkurs seiner Firma Road Movies überwinden. Trotzdem hat er manchmal auch etwas verschenkt – einfach so. Dem noch unbekannten Jim Jarmusch überließ er sein übrig gebliebenes Filmmaterial, damit der selbst seinen Film drehen konnte. Dem vor wenigen Tagen gestorbenen US-Autor und Schauspieler Sam Shepard, mit dem er bei „Paris, Texas“ und „Don’t Come Knocking“ zusammengearbeitet hatte, gab er seine Dobro, denn der war auch ein guter Gitarrist. „Ich hielt es für eine Schande, dass sie an meiner Wand hängt, statt von Sam gespielt zu werden“, schreibt er. Jetzt schenkt ihm das Filmfest Hamburg den Douglas-Sirk-Preis.