Hamburg. Roberto Fonseca saß in der Elbphilharmonie am Klavier – und war dort sehr mit Showeinlagen beschäftigt.

„Kann man hier tanzen?“, fragt Roberto Fonseca vorsichtig. Die Elbphilharmonie ist nicht gerade für Tanzvergnügen ausgelegt, doch es ist natürlich nicht verboten, sich von den Sitzen zu erheben und auf dem beengten Raum zu bewegen. Salsa könnte da funktionieren, dafür brauchen geübte Tänzer nicht viel Raum. Beim „Afro Mambo“ erhebt sich ein großer Teil des Publikums im ausverkauften Großen Saal und versucht den Rhythmen des Pianisten zu folgen. Doch Salsa beherrschen die wenigsten der Zuhörer, was womöglich auch daran liegt, dass nicht sehr viele Mitglieder der mittel- und südamerikanischen Gemeinschaft Karten für das Konzert ergattern konnten.

Fonseca, 1975 in Havanna geboren, durfte als junger Musiker im Buena Vista Social Club mit den kubanischen Legenden musizieren, später leitete er die Band von Ibrahim Ferrer, und heute gilt er als ein wichtiger Vertreter des Cuban Jazz und Bewahrer der traditionellen Musik von der Karibikinsel. „ABUC“ heißt sein aktuelles Album, die Buchstaben von „Cuba“ also in umgekehrter Reihenfolge. Im Konzert, das inklusive der Zugaben 105 Minuten dauert, spielt Fonseca mit seiner siebenköpfigen Band ausschließlich Musik daraus.

Programm ist abwechslungsreich

Mit „ABUC“ will Fonseca seine musikalische DNA zeigen. Dazu gehören verschiedene Rhythmen und Tanzstile wie Mambo und Cha Cha, aber auch der vom Bebop beeinflusste Sound des Afro-Cuban. Sein Programm ist abwechslungsreich, doch fehlt dem Abend der richtige Fluss und damit eine durchgehende Spannung. Immer wieder hakt es zwischendurch, anders als bei den Studioaufnahmen wirken die Live-Arrangements nicht perfekt umgesetzt.

Vielleicht liegt es an der Band, die Fonseca mit auf diese Tournee genommen hat. Erstklassig ist die Rhythmusgruppe mit Bassist Yandy Martinez, Schlagzeuger Ramsés „Dinamite“ Rodriguez und dem Percussionisten Adel Gonzalez. Wenn diese drei explodieren, nehmen die Songs Fahrt auf, Gonzalez erhält rauschenden Beifall für ein Solo, bei dem seine Hände nur so über die Congas fliegen. Aber die drei Bläser, allesamt bei den Studioaufnahmen nicht dabei, zählen nicht zur ersten Garde.

Oktett nicht optimal abgemischt

Auch der Gesang von Abrahan Aristilde klingt merkwürdig blechern. Überhaupt ist das Oktett nicht optimal abgemischt. Gerade in der ersten halben Stunde kommt aus den Lautsprechern ein Klangbrei, wenn die Band unisono spielt. Bei anderen verstärkten Konzerten klang die Elbphilharmonie besser als an diesem Abend.

Zum Ende des Konzertes und im Zugabenteil übertreibt es Fonseca zudem mit der Animation des Publikums. Die dauernden Aufforderungen mitzuklatschen und mitzusingen wirken wie billige Taschenspieler-Tricks. Sie machen es ihm aber einfach, denn er braucht nur ein paar der typischen perkussiven Kuba-Floskeln auf dem Klavier zu spielen, dann erntet er begeisterte Zustimmung. Seine Qualitäten als Pianist stellt er eher nicht unter Beweis, dafür ist er zu sehr mit seinen Show-Einlagen beschäftigt.