Hamburg. Bei „Tonali“ geht es um Spitzenförderung – und um Gemeinschaft

Elf junge Geiger treten bei dem Wettbewerb „Tonali 17“ an. Doch am Eröffnungsabend in der Kulturkirche Altona ist für sie erst einmal zuhören angesagt. Leonard Fu, der den Wettbewerb vor drei Jahren gewann, bringt „Impact“ für Sologeige von ­Tomasz Skweres zur Uraufführung, ein hörbar zeitgenössisches, hochvirtuoses Stück voller Bilder und Geschichten. Noch bevor einer der Teilnehmer einen Ton gespielt hat, wird schon ein Preisträger geehrt: Skweres bekommt dieses Jahr den Kompositionspreis, den Tonali jedes Jahr ausschreibt, um das Werk als Pflichtstück ins Programm zu nehmen.

Elfmal wird „Impact“ in der Wettbewerbsvorrunde erklingen. Dann werden die elf Geiger Konkurrenten sein. An diesem Abend aber musizieren sie gemeinsam: Mit zwei Organistinnen und einer Sängerin spielen sie eine Improvisationscollage. Sie stehen im Raum verteilt auf elf Holzschemeln, die die unterschiedliche Körpergröße ausgleichen, jeder hat ein Grundschulkind bei sich. Wenn die Geiger heruntersteigen, um die Position zu wechseln, tragen die Kinder die Schemel hinter ihnen her wie eine Brautschleppe. Ein charmanter Effekt, auch wenn es mal nicht ganz klappt – mitunter sind die Kinder so fasziniert vom Wandern der Klänge oder den schrillen hohen Tönen der Orgel, dass sie ihre Aufgabe vergessen. Dann lächelt die Geigenbraut und wartet ab.

Freundschaft gehört zum Konzept bei diesem etwas anderen Wettbewerb. Die Organisatoren Amadeus Templeton und Boris Matchin beschränken sich nicht darauf, Kandidaten und Juroren so lange in ein Schulgebäude zu stecken, bis ein Sieger feststeht und den anderen nur bleibt, im Stillen ihre Wunden zu lecken. Der Wettbewerb ist für sie ein Mittel zum höheren Zweck, nämlich über die Spitzenförderung die Musik in die Breite zu transportieren. Dafür haben die Veranstalter über die Jahre eine ganze Gemeinde herangezogen: Musikerkollegen, Helfer, Familienangehörige und Fans flankieren die Woche.

Am Sonnabend steigt das – bereits ausverkaufte – Finale in der Elbphilharmonie. Vorher laufen tagsüber Wertungsspiele im Miralles-Saal (der Eintritt ist frei und überaus lohnend) und abends ein handverlesenes Rahmenprogramm. Für Mittwochabend in der Grundbuchhalle und Freitagabend in der Halle 424 gab es bei Redaktionsschluss noch Karten.

Termine und Infos unter www.tonali.de