Hamburg.

Es ist fast 40 Jahre her, dass Paul Weller zum ersten Mal auf der Bühne der Markthalle stand. Damals war er gerade 20 Jahre alt und Sänger und Gitarrist beim Trio The Jam. Als er jetzt vier Jahrzehnte später wieder in dem Club am Klosterwall gastiert, haben mit „Monday“ und „Start!“ immerhin zwei Jam-Songs den Weg in das Programm aus 27 Songs gefunden. Auch zwei Nummern seiner Nachfolge-Band The Style Council („My Ever Changing Moods“, „Have You Ever Had It Blue“) spielt er an diesem Abend, doch von einer Best-of-Show ist der „Modfather“ weit entfernt.

Ein halbes Dutzend Songs stammt vom aktuellen Album „A Kind Revolution“, mit dem er an den Beat-orientierten Gitarrensound früherer Jahre anknüpft. Die Zeit der Experimente mit Krautrock und Ambient-Ausflügen ist erst einmal wieder vorbei.

An diesem Abend in der ausverkauften Markthalle zeigt Weller sich gut gelaunt, was keine Selbstverständlichkeit ist. Allerdings fehlt seinem Konzert eine gewisse Wut und Aggressivität, die diesen oft zornigen Musiker auszeichnet. Eine Reihe von Songs klingen geradezu altersmilde, es wirkt, als sei Weller derzeit mit sich und der Welt im Reinen. Darauf deutet auch der Titel seiner neuen Platte hin: Revolutionen sind in der Regel nicht nett und freundlich, wie von Weller erklärt. Früher geizte er nicht mit harscher Kritik am britischen Establishment.

Musikalisch ist die Bandbreite groß. Schnell gespielte Beat-Nummern wechseln mit souligen Midtempo-Songs und gefühlvollen Balladen wie „Wild Wood“ und „You Do Something To Me“. Ein paarmal nimmt Weller am Klavier Platz und überlässt Steve Cradock allein die Arbeit an der Gitarre. Der glänzt mit ein paar kurzen Soli.

Obwohl das Konzert 105 Minuten dauert und Weller zum Auftakt der Deutschland-Tournee viel Spielfreude zeigt, fehlt dem Auftritt doch etwas an Magie. Vielleicht liegt das an der Zusammenstellung des Programms, das auf eine ganze Reihe von Weller-Hits verzichtet, oder am nicht immer optimalen Sound. Anfangs kommt seine Stimme nicht wie gewohnt zur Geltung, im ersten von zwei Zugabenblöcken klirren die akustischen Gitarren. Das Publikum ist jedoch hochzufrieden mit dem Auftritt des „Godfather of Britpop“, zumal mit „Come On/Let’s Go“ und „The Changing Man“ zwei echte Kracher den Abend beenden.