Hamburg. Die Alstertour „Five Short Blasts“ ist Teil von „Theater der Welt“. Die Inszenierung zweier australischer Künstler hatte frühmorgens Premiere

Am Freitagmorgen um 6.30 Uhr ist die Oberfläche der Alster noch spiegelglatt. Nur vereinzelte Ruderer durchbrechen die Ruhe. Die Außentemperatur liegt bei 16 Grad, fühlt sich aber kälter an. Die Wolken am Himmel verdecken die Sonne, erst in ein paar Stunden wird es sommerlich warm. Am Steg des Bootsverleihs Bobby Reich wartet eine 15-köpfige Gruppe. Die Alster-Tour „Five Short Blasts“, die von den australischen Künstlern Madeleine Flynn und Tim Humphrey entwickelt worden ist, feiert als Teil des Festivals „Theater der Welt“ in den frühen Morgenstunden Premiere.

In den Holzklinker-Booten sitzen jeweils drei Besucher. Das Rudern übernimmt ein Guide. Ruhige Klänge aus einer Musikanlage gesellen sich zu den zwitschernden Vögeln. „Komm, schwimm weiter. Halt nicht an. Zu Hause ist, wo das Wasser wohnt“, erzählt eine Frauenstimme vom Band. Poetisch. Das Boot schippert durch die Kanäle. Wer sich fragt, was das mit Theater und Kunst zu tun haben soll, wird schnell aufgeklärt.

Flynn und Humphrey sind dafür bekannt, unerwartete Hörsituationen zu schaffen. In der maritimen Sprache bedeutet „Five Short Blasts“ so viel wie „ein fünfmaliges akustisches Signal“. Diesen Ausdruck transformieren die beiden Künstler in eine individuelle Reise auf der Alster. Musik wird verbunden mit persönlichen Interviews mit Urgesteinen des Hamburger Hafens, Drachenbootfahrern oder Geflüchteten. Mal auf Deutsch, mal auf Englisch.

Auf einer Brücke steht ein Mann, der Trompete spielt. Im ersten Moment wirkt er wie ein Straßenmusikant. Schnell wird klar, dass er Teil der Inszenierung ist. Einige Paddelschläge entfernt tanzt eine junge Frau im roten Rock, ein Mann begleitet seinen Gesang auf der Gitarre. Das Boot fährt vorbei am Mühlenkamp. Dann stoppt es. Für die Besucher gibt es heißen Pfefferminztee und Kekse. Das Band läuft weiter. Eine Flüchtlings-Frau erzählt von ihrer Verbindung zum Wasser.

Zurück in Richtung Bobby Reich begegnen der Flotte weitere Attraktionen am Ufer. Auf einer Bank verrenkt sich eine Dame im roten Kostüm. Wären ihre Bewegungen nicht so geschmeidig, könnte ein Außenstehender glauben, sie sei betrunken. Der Beobachter muss wachsam sein, um alle Darsteller in der umliegenden Natur zu entdecken. Eines der Highlights: ein tanzender Stelzenläufer.

Nach einer Stunde endet die Fahrt in eine verträumte Welt der Natur, Poesie und Kunst. Mit einer ordinären Bootstour hat „Five Short Blasts“ wenig gemein. Der Besucher bekommt die Chance, sich zwischen gehaltvollen Botschaften, plätscherndem Wasser und sanfter Musik treiben zu lassen.

„Five Short Blasts“, Alster-Tour Mo 29.5. sowie Fr 2.6. bis Mo 4.6., je 6.30, Bobby Reich (U Klosterstern), Fernsicht 2, Karten kosten 12 ,- Euro