Kiel. 13.500 Fans bejubeln den Panikrocker in Kiel. Der Hamburg-Auftritt am 6. Juni ist bereits ausverkauft.
Mittwochabend, 20.04 Uhr: Udo Lindenberg schwebt mit Zigarre im Mund über der Bühne der ausverkauften Sparkassen-Arena, schwingt sein Mikrofon an der Schnur wie ein Cowboy sein Lasso und nimmt – für einen kurzen Moment – die dunkle Sonnenbrille ab. Schließlich will er die 13.500 Fans, die zum Tourauftakt in Kiel gekommen sind, richtig erkennen können. Kurz jedenfalls. Mit „Odyssee“ geht’s los, und überhaupt gilt: Udo ist da, also keine Panik. „Einer muss den Job ja machen“, singt er folgerichtig. Und er macht ihn gut. Verdammt gut.
Lindenberg gibt sich gewohnt lässig. Klar: Wer im Haifischbecken der Musikindustrie auf eine fast 45 Jahre andauernde, erfolgreiche Karriere zurückblicken kann, dem bereitet so ein Tourstart keine schlaflosen Nächte mehr. „Wir waren schon auf Entzug“, brüllt Lindenberg. Bis Mitte Juni reist der Panikrocker quer durch Deutschland, 23 Konzerte stehen auf dem Programm. Drei Sommer in Folge füllte Lindenberg die großen Stadien, jetzt zieht es ihn vor allem in vergleichsweise kleine Hallen.
Niemand nuschelt so schön wie er
Der Titel des jüngsten, 36. (!) Studioalbums „Stärker als die Zeit“, das gerade mit Doppelplatin ausgezeichnet wurde, ist wunderbar passend. Es scheint, als unterliege Lindenberg nicht den irdischen Gesetzen des Alterns, rockt er mit seinen 70 Jahren die Bühne noch immer wie kaum ein anderer. Vor allem gilt: Niemand nuschelt so schön wie er. Die ersten Töne von „Cello“ sind kaum gespielt, schon wird der Song von den Fans euphorisch mitgesungen.
Der Dresscode an diesem Abend überrascht kaum. Der Rocker trägt die unverkennbare Udo-Kluft: enge Punk-Hose, gepolstertes Jackett, Krawatte und den stilechten Hut in Schlammfarben. Das ist der Lindenberg-Style. Ein Unikat wie er selbst. „Und ich werde mich nicht ändern, werd kein anderer mehr sein, ich habe tausend Pläne, doch’n Plan B hab ich keinen“, singt Lindenberg, und die Menge jubelt, tanzt und klatscht.
Schräge Inszenierung, bedeutungsvolle Inhalte
Ein politisches Statement gehört zum in Gronau geborenen Westfalen, der seit 1968 in Hamburg lebt, genauso dazu wie sein Panikorchester. Mit einem Kinderchor fragt Lindenberg „Wozu sind Kriege da“? Ihm gelingt die Balance zwischen schräger Inszenierung und bedeutungsvollen Inhalten. „Durch die schweren Zeiten“ komponierte er für die neue Platte unter anderen mit Alexander Zuckowski, dem Sohn von Liedermacher Rolf Zuckowski. Darin heißt es „Ich werde dich begleiten, denn es ist nie zu spät, um noch mal durchzustarten“. Ein Song, der von tiefer, ehrlicher Freundschaft handelt – „für mich das höchste, heiligste Gut“, sagt Lindenberg.
Natürlich dürfen auch Klassiker wie „Mein Ding“, „Ich lieb dich überhaupt nicht mehr“ und „Bunte Republik Deutschland“ nicht fehlen, die textsicher mitgesungen werden. Nach eineinhalb Stunden erreicht die Show mit dem Hit „Hinterm Horizont“ einen ihrer Höhepunkte, die nur noch durch einen musikalischen Spaziergang über die „Reeperbahn“ getoppt werden konnten.
Am 6. Juni kommt Udo Lindenberg zum Heimspiel in die Barclaycard Arena – das Konzert ist bereits ausverkauft.