Hamburg.

Isabelle Faust, renommierte deutsche Geigerin, und Oscar Strasnoy, argentinischer Komponist mit Wohnort Berlin, kennen sich seit vielen Jahren. Jetzt hat Strasnoy der Virtuosin ein Violinkonzert mit dem Titel „Automaton“ geschrieben, das beide gemeinsam mit dem Ensemble Resonanz im Kleinen Saal der Elbphilharmonie während des Transatlantik-Festivals uraufgeführt haben.

Thematisch geht es um die Musikgeschichte Nordamerikas. „Blues“, „Broken Fall“ und „Folk“ heißen die drei Sätze von Automaton. Doch Zitate aus Blues oder Bluegrass sind nur als Spurenelemente zu erkennen, Strasnoy dekonstruiert die bekannten Stilistiken. Er hat ein enorm spannendes Werk komponiert, das mit vielen melodischen Kürzeln und unvermittelten Wendungen überrascht. Eingespielte Aufnahmen aus uralten Musikautomaten sind ebenfalls Teil des von Strasnoy selbst dirigierten Werkes.

Nicht nur bei dem für sie komponierten Stück zeigte Isabelle Faust, welch souveräne und ausdrucksstarke Geigerin sie ist. Mozarts g-Moll-Sinfonie Nr. 40, das jeweils zum Abschluss der beiden Aufführungen erklang, interpretierte sie als Leiterin des Ensembles mit ungewohnter Wucht. Die Streicher des Ensemble Resonanz folgten ihr mit gleicher Verve und machten die Abende zu einem musikalischen Hochgenuss.

Überhaupt überzeugte die Programmatik dieses Konzerts: Mozart gegenübergestellt wurde die Symphonie op. 11, Nr. 2 G-Dur von Joseph Bologne. Der oft als „schwarzer Mozart“ bezeichnete Komponist (1745–1799), seine Mutter war eine schwarze Sklavin, sein Vater ein adeliger Plantagenbesitzer, arbeitete am Hof von Königin Marie-Antoinette und galt als der beste Violinist seiner Zeit. Seine schmissige Sinfonie eröffnete das Programm. Nicht sehr häufig aufgeführt werden Stücke von Maurizio Kagel (1931–2008). Ein Schmankerl der Neuen Musik sind seine acht „Stücke der Windrose“. Das Ensemble Resonanz verwandelte sich dafür in ein Salonorchester und glänzte mit „Südosten“.