Hamburg. Der britische Popsänger kommt mit seinem neuen Album „The Afterlove“ auf den Markt
Ibiza, London, Verbier, Los Angeles, Rotterdam – James Blunt ist viel gereist, um sein neues Album „The Afterlove“ zu schreiben und zu produzieren. Seinen Hauptwohnsitz hat der englische Popsänger auf Ibiza, wo er seit Kurzem mit Frau und dem kleinen Sohn lebt, die meiste Studioarbeit passierte jedoch in Los Angeles und in London. Der Song „California“ reflektiert diese Verbundenheit mit dem US-Bundesstaat, unterlegt ist Blunts Gesang mit einem geraden Beat und dunklen Synthie-Beats. „Der Song sollte ein wenig so klingen wie die Filmmusik in ,Drive‘ mit Ryan Gosling“, erklärt er. Seine Lieder hat er diesmal mit einer ganzen Reihe von anderen Künstlern zusammen geschrieben, unter anderem mit Ryan Tedder von One Republic und mit seinem Kumpel Ed Sheeran.
Sheeran, gerade der erfolgreichste Popkünstler der Welt (siehe oben), besuchte James Blunt in dessen Schweizer Domizil in Verbier, um dort mit ihm die Nummer „Make Me Better“ zu schreiben. „Sein Genie liegt in seiner Einfachheit. Er ist sehr offen, während ich eher zurückhaltend bin“, erzählt er. „Ed hat mich ermutigt, mich mehr zu öffnen.“
Im Interview zeigt sich Blunts Zurückhaltung jedoch nicht. Es sprudelt nur so aus ihm heraus. Er erzählt von den kreativen Begegnungen mit Ryan Tedder, erinnert sich an seinen ersten Auftritt in Deutschland, den er vor einer Handvoll Leuten in Hamburg gegeben hat und räumt ein, dass er sich vor Kameras sehr unwohl fühlt, obwohl er auch für die aktuelle Single „Love Me Better“ wieder als Schauspieler agieren musste. „Ich bin Musiker und kein Schauspieler“, kommentiert er knapp.
Einer der wichtigste Songs auf „The Afterlove“ ist ein fröhliches Lied mit dem Titel „Someone Singing Along“. Der Text entspricht jedoch nicht seiner musikalischen Unbeschwertheit. James Blunt erwähnt geradezu prophetisch den Bau einer Mauer, schreibt über kriegerische Auseinandersetzungen, Hautfarbe, Bedrohung und Gier und endet die Verse mit der Hoffnung, dass Musik Gegensätze überwinden hilft. „Der Terroranschlag auf das ,Bataclan‘ in Paris war für mich das Schlimmste, was passieren konnte. Friedliche Menschen stehen dort Schulter an Schulter und freuen sich an Musik und werden auf so brutale Art getötet. Dabei will doch jeder nichts weiter als ein sicheres Leben führen und jemanden treffen, mit dem er sein Leben teilen kann“, sagt der ehemalige Berufssoldat.
Blunt, inzwischen 42 Jahre alt, ist sehr stolz auf seine neue Platte, weil er musikalisch andere Wege beschritten hat. 20 Millionen Alben hat er bereits verkauft, beweisen muss er sich nichts mehr, und er ist auch mit seinen Tourneen so erfolgreich, dass er sich zur Ruhe setzen könnte. „Deshalb war dieses Mal der Druck nicht so groß. Ich habe etwa 100 Songs geschrieben, aus denen ich dann 13 ausgesucht habe, die auf das Album kommen. Wir haben mehr mit Synthesizern und Elektronik gearbeitet als zuvor, und viele Songs klingen nicht typisch nach James Blunt“, sagt er.
Trotz des komplexeren Sounds sind die Stücke vor allem wegen seiner markanten Stimme immer noch deutlich James Blunt. Ein durchgehendes Konzept hat der Brite bei diesem Album nicht verfolgt, was auch mit dem veränderten Hörverhalten seiner Fans zu tun hat, die sich über Streamingdienste Musik besorgen. „Dieses Album besteht aus zehn Singles“, sagt er selbstbewusst. Seine Plattenfirma wird so einen Satz gern hören, denn Single ist nahezu gleichbedeutend mit Hit.
James Blunt: The Afterlove (Atlantic/Warner)
Konzert Di 17.10., 20.00, Barclaycard Arena (S Stellingen); Sylvesterallee 10, Karten ab 51,35 in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Gr. Burstah 18–32 oder unter T. 30 30 98 98.