Hamburg.

Dass Beifall einsetzt, sobald sich der Vorhang öffnet, geschieht in Hamburgs Privattheatern bei Premiren meistens nur im Ohnsorg. Am Freitagabend war das auch in der Komödie Winterhude der Fall. „In diesem Bühnenbild möchte ich Urlaub machen“, zitierte Intendant Michael Lang nach der Premiere von „Im Sommer wohnt er unten“ einen Besucher, der von Stephan Fernaus Werk (Bühne, Kostüm) ebenso angetan war wie die große Mehrheit.

Ein Steinhaus mit Balkon, Sonnenterrasse und großem Baum versetzt das Publikum nach Südfrankreich an den Atlantik. Hier lebt Matthias (Réne Steinke) die meiste Zeit sorglos mit Freundin Camille (Lara Marian) und deren Sohn. Motto: Joint statt Job. Bis sein Bruder David (Fabian Harloff), ein deutscher Banker, mit Gattin Lena (Jana Klinge) früher als geplant im elterlichen Haus erscheint, um mal auszuspannen.

Das Problem: Auch in Shorts und Polohemd kann der Business-Bruder seine Überspanntheit und sein Machogehabe nicht ablegen, beansprucht selbstredend das obere Zimmer für sich, beschwert sich über den Lärm („Kann mal einer das Kind wegmachen!?“) und den von Matthias nicht gemähten Rasen. Als auch noch Davids Gattin Lena über einen Kinder-Bagger stolpert und sich am Knie verletzt, scheint der Urlaub endgültig im Eimer.

2015 entpuppte sich Tom Sommerlattes Debütfilm „Im Sommer wohnt er unten“ bei der Berlinale als Überraschungserfolg. Gunnar Dreßlers Bühnenfassung indes fehlt es an Tiefgang – zu groß die Brüche speziell nach der Pause. Auch die Komik mit sich wiederholenden albernen Wasserpistolenspielchen à la Matthias nutzt sich ab. In Martin Woelffers Regie gelingt es Steinke und Fernsehschauspieler Harloff („Notruf Hafenkante“) bei seinem Winterhuder Bühnendebüt nur in Ansätzen, den Bruderkonflikt zwischen Schlaffi und Straffi glaubhaft über die Rampe zu bringen. Überzeugender da Lara Marian als verführerische, aber kämpferische Französin und Jana Klinge angenehm zurückgenommen als Ehefrau mit unerfülltem Kinderwunsch.

Chanson-Klassiker von Françoise Hardy über Trenets „La Mer“ bis zu Manau umschmeicheln zudem den Ohren. Am Ende freundlicher, wohlwollender Beifall fürs Ensemble.

„Im Sommer wohnt er unten“ bis 14.5., Komödie Winterhude, Karten: HA-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, T. 30 30 98 98